Vor sechs Jahren ersann die Van-Sparte von Mercedes den Slogan „Mercedes-Benz Vans goes global“. Obwohl die Marke damit grammatikalisch neben der Spur fährt, hat sich die Strategie in der Realität als goldrichtig erwiesen. Die leichten Nutzfahrzeuge (LCV, Light Commercial Vehicle) vom Citan bis zum Sprinter waren bislang hauptsächlich in Europa unterwegs. Jetzt sind Russland und China dabei, und Lateinamerika wurde „runderneuert“, wie Volker Mornhinweg, Leiter Mercedes-Benz Vans, es nennt. Sprinter nebst Vito wurden zum Weltauto gemacht.
In 150 Märkten ist die Daimler-Tochter heute aktiv und fertigt in zehn Fabriken. 2016 liefen global 360.000 Fahrzeuge von den Bändern. Doch das Umfeld ändert sich. „Nur Nutzfahrzeuge herzustellen und zu verkaufen, wird in Zukunft nicht mehr das alleinige Geschäft ausmachen“, sagt Mornhinweg. Mercedes-Benz Vans will intensiver mit dem Kunden zusammenarbeiten, besonders was Logistik, B2B-Lösungen und Flottenmanagement betrifft.
In fünf Bereiche ist die neue Strategie aufgeteilt, gebündelt unter dem Namen „adVANce“. 500 Millionen Euro stehen an Investitionen bis 2020 bereit. Knapp 500 neue Mitarbeiter, vor allem IT-Spezialisten, wurden eingestellt.
Bei den „Kepler“, so nennt Mercedes-Benz Vans seine Kurier-Express-Firmenkunden, will man sich tief in die Prozessketten einklinken, unter anderem Laderaum-Management betreiben und so die Effizienz des Kunden deutlich steigern. Stichworte: „One-Shot-Loading“, „Last-Mile-Logistic“, Drohnen. Gestartet werden soll damit 2019. Firmen sollen zudem die Möglichkeit bekommen, zu Spitzenbelastungen ihre Flotte per Smartphone-App schnell und unkompliziert zu erweitern (Pay-per-Use).Ein weiteres Feld umfasst People Mover, Ridesharing und Pooling. Dahinter steckt die Absicht, mehrere Menschen mit gleichem Ziel in ein Auto zu setzen und so den Verkehr zu entlasten. In Kooperation mit dem Start-up Via betreibt Mercedes-Benz Vans bereits erfolgreich ein On-Demand-Shuttle-Projekt in New York, Chicago, Washington und London. Eingesetzt werden Vito Tourer. Später sollen Vans mit Integration der Via-Software, On-Board-Sensorik und E-Antrieb sowie autonomen Fahrfunktionen hinzukommen.
Nur zu gut wissen die Stuttgarter, wie wichtig Elektroautos sein werden, wenn Waren in Innenstädten ausgeliefert werden, die Umweltzonen haben. Hermes bekommt bereits 1500 elektrisch angetriebene Vito. Schon nächstes Jahr können Kunden Fahrzeuge mit unterschiedlich großen Batterien erhalten, zugeschnitten auf ihre Reichweitenbedürfnisse. „Wir bieten zwischen 50 und 200 Kilometer“, so Mornhinweg.
Mit dabei ist der neue Sprinter, dessen Nachfolger im Sommer 2018 sein Debüt hat. Der Sprinter ist weltweit Segmentführer und hat, ähnlich wie der VW Golf, einem ganzen Segment seinen Namen gegeben. Nach dem Sprinter-Launch steht 2020 die Erneuerung des Citan auf dem Programm. Da es bei der Kooperation mit Renault bleibt, wird der nächste Citan von Beginn an zusammen mit dem Kangoo entwickelt. Nur mit dem Unterschied, dass Mercedes jetzt seit der Konzeptphase dabei ist und seinem Mini-Laster daher hauseigene Spezifikationen mit auf den Weg geben kann und ihm eine Karosserie in eigenständigem Design überstülpt. Ganz so, wie man es jetzt bei der X-Klasse in Relation zum Nissan Navara und Renault Alaskan gemacht hat. Beim derzeitigen Citan wurde lediglich die Front bis zur A-Säule anders gestaltet.
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