Goodwood. Die vielleicht ungewöhnlichste kam in diesem Jahr von Land Rover. Sonst eher auf der „Rally Stage“ im Wald hinter dem Schloss zu Hause, stürmten die Briten diesmal mit einem Prototypen des Range Rover Sport RSV direkt über die Flaniermeile der Vollgas- Fraktion. Aus gutem Grund: Der noch mit Tarnfolie beklebte und für 2015 als Antwort auf BMW X6 M oder Porsche Cayenne Turbo angekündigte Geländewagen ist das erste designierte Sportmodell der Marke und mit 550 PS starkem V8-Motor der stärkste Land Rover in der Geschichte. Den gleichen Motor und das gleiche Superlativ – allerdings mit 575 PS – nutzt auch der Jaguar Project 7. Der Roadster mit der flachen Frontscheibe und der Heckfinne des D-Type ist abgeleitet vom neuen F-Type, sprintet in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 300 km/h. Das sollte helfen, um zu Preisen von rund 135.000 Pfund die Kleinserie von 250 Exemplaren zu verkaufen. Ebenfalls mit einer rekordverdächtigen Sonderserie ist Bentley nach Goodwood gekommen und hat den neuen Continental GT3-R zum Hillclimb geschickt. Die 580 PS starke und auf 300 Exemplare limitierte Straßenversion des V8- Rennwagens ist unter anderem durch den Ausbau der Rückbank 100 Kilo leichter – und schneller: 3,8 Sekunden von null auf 100 machen ihn laut Bentley zum besten Sprinter in der Firmengeschichte. Obwohl durch und durch ein elitäres Event, werden in Goodwood auch Breitensportler und zivile Muskelmodelle enthüllt. So hat Ford zum ersten Mal den überarbeiteten Focus ST gezeigt und dem 250 PS starken Benziner einen Diesel mit 185 PS zur Seite gestellt. Infiniti und Lexus bewiesen nach Messepremieren, dass die über 450 PS starke V8-Limousine RC F und der Q50 Eau Rouge mit 586 PS starkem V6-Motor wirklich schnell sind. Und Peugeot feierte den 30. Geburtstag des 205 GTI mit einer besonders potenten Version des Nachfolgers 208. Den Auftritt in Goodwood lassen sich die Hersteller einiges kosten. In Industriekreisen wird das Engagement mit dem einer Regionalmesse wie der Motorshow in Birmingham verglichen. Und wer wie in diesem Jahr Mercedes die 30 Meter hohe Skulptur vor dem Schloss mit seinen Autos bestücken möchte, muss angeblich bis zu 500.000 Euro an den Earl of March bezahlen. Das Geld ist aber offenbar gut angelegt: Laut FHDW-Professor Stefan Bratzel sind solche Events nicht einfach ein zusätzliches Datum im Messekalender. Die Hersteller sichern sich vielmehr eine gewisse Exklusivität: „Man muss die Aufmerksamkeit dort nicht mit zwei Dutzend anderen Marken teilen und kann obendrein spezifische Zielgruppen viel besser erreichen.“
Festival of Speed
Vollgas zur Premiere
Mehr Baureihen, neue Modellvarianten und immer kürzere Zyklen – die Autohersteller haben mittlerweile so viele Premieren, dass ihnen die Messen knapp werden. Deshalb suchen sie sich ihre Bühnen immer öfter abseits klassischer Motorshows und haben dabei auch das Festival of Speed in Goodwood als Laufsteg für PS-Premieren entdeckt.