Matthias Müller hob seine Stimme und schaute bedeutungsschwer in die Runde: „Wir werden eine Elektrifizierungsoffensive auf den Weg bringen, die in unserer Branche ihresgleichen suchen wird“, kündigte der VW-Chef Mitte Juni 2016 vor einer international besetzten Journalistenschar an. In der Autostadt Wolfsburg, als „Erlebniswelt“ des Mehrmarkenkonzerns genau der richtige Ort, erklärte Müller en détail seine neue „Together-Strategie 2025“.
Mit der Langfristplanung will er VW in der kommenden Dekade zu einem „weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität“ formen. Und dabei führt an einer Fülle von Hybridmodellen und reinen Stromern nun mal kein Weg vorbei.
Kein Zweifel: Rund um die Motorisierungen künftiger Automobile steht bei VW keine Evolution an, sondern nichts weniger als eine Revolution. Gewiss, schon unter Müllers Vorgänger Martin Winterkorn hatte das Unternehmen eine Reihe teils oder komplett elektrifizierter Pkw auf den Markt gebracht. Bei den Plug-in-Hybriden etwa das „Leuchtturmprojekt“ XL1, ein Ein-Liter-Auto, oder bei den reinen Stromern den Stadtflitzer E-Up und den kompakten E-Golf.Matthias Müller will mehr. Sehr viel mehr sogar: „Unsere Elektrifizierungsoffensive rückt ins Zentrum der künftigen Antriebsstrategie des Konzerns“, betont der Vorstandsvorsitzende.
Zwar bleibe der Verbrennungsmotor wichtig. Er werde die Branche noch länger begleiten und auch im Jahr 2030 noch rund zwei Drittel des Marktvolumens neuer Fahrzeuge ausmachen, schätzt Müller. „Das heißt aber auch: Das andere Drittel wird dann elektrisch fahren.“Allein bis zum Jahr 2025 wird der VW-Konzern laut aktueller Planung mehr als 30 neue vollelektrische Modelle in den Handel bringen. Zwei bis drei Millionen solcher Hochvolt-Fahrzeuge wollen die Niedersachsen dann pro Jahr verkaufen. Das wäre – basierend auf einschlägigen Absatzprognosen – immerhin rund ein Viertel der VW-Gesamtproduktion. „Entsprechend forcieren wir unser Engagement und werden ein milliardenschweres Investitionsprogramm auf den Weg bringen“, annoncierte Müller bei seiner Strategiepräsentation.
Als unangefochtene Kernmarke des Konzerns spielt Volkswagen Pkw bei der E-Initiative die Schlüsselrolle. Mag das italienische VW-Luxuslabel Lamborghini für seinen 2018 anrollenden Geländewagen auch einen Plug-in-Hybridantrieb vorsehen, mag die schwäbische VW-Nobelmarke Porsche mit ihrem Mission E an einem rein batterieelektrischen Sportwagen arbeiten – ohne VW Pkw wären Müllers ambitionierte Elektro-Volumenziele niemals zu erreichen.
Das weiß auch Herbert Diess. Entsprechend selbstbewusst tritt der seit Juli 2015 amtierende Chef des VW-Markenvorstands auf. Da ist zum einen sein beruflicher Hintergrund, der ihn als Vorreiter für die Elektro-Offensive des Hauptlabels VW prädestiniert: Als langjähriger Entwicklungsvorstand des Münchner Premiumherstellers BMW war Diess an der Konzeption der weiß-blauen Stromer i3 und i8 maßgeblich beteiligt.Da ist zum anderen aber auch seine „Strategie Transform 2025+“, mit der Diess die notorisch renditeschwache Marke VW Pkw „entschlossen an die Spitze der neuen Automobilindustrie führen“ will. Deutlich profitabler soll das Wolfsburger Hauptlabel werden. Bald führend sein bei digitaler Vernetzung. Und entscheidend dazu beitragen, „dem Elektroauto zum Durchbruch zu verhelfen“ (Diess).
Bei letzterem Vorhaben steht der Modulare Elektrifizierungsbaukasten (MEB) des Konzerns für VW Pkw im Mittelpunkt. Auf der neuen Architektur können stromgetriebene Modelle vom City-Hopper über Kompaktwagen bis hin zum Kleinbus etliche Karosseriehüte aufsetzen. „Wir zielen nichtauf Nischenprodukte, sondern auf das Herz des Automarkts, die großen Volumensegmente“, sagt Diess.