Mini-Chef Peter Schwarzenbauer will die Modellpallette von sieben auf fünf Autos („Superheroes“) reduzieren, statt sie auf zehn aufzustocken. Leider steht der Mini-Chef damit – noch – allein da. Mercedes-Benz will bis 2020 elf neue Autos auf den Markt bringen, für die es keine Vorgänger gibt, kündigte Vertriebs- und Marketingchef Ola Källenius beim Automobilwoche Kongress an. GM-Chefin Mary Barra und Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sprechen von einer Produktoffensive aus 27 neuen Opel-Modellen. Auch Volkswagen investiert Rekordsummen in neue Produkte: 85,6 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren. Dabei haben die Marken ihre Modellpalletten bereits breit aufgefächert: Kam Mercedes-Benz 1990 noch mit fünf Fahrzeugklassen und zehn Karosserievarianten aus, waren es Anfang dieses Jahres 16 Klassen und 26 Varianten. Im VW-Showroom standen 1990 sechs Baureihen in zwölf Varianten. Heute sind es ebenfalls 16 Modelle in 26 Formen.
Nicht nur den Handel stellt diese Vielfalt vor Probleme. Von der Entwicklung über den Einkauf bis hin zu Produktion und Marketing explodieren mit der Variantenzahl trotz Baukasten Prinzips überall entlang der Wertschöpfungskette die Kosten. Bei der Marke VW lässt sich dieser Effekt schon in der Bilanz ablesen: Die operative Gewinnmarge ist auf blamable 2,3 Prozent gesunken. Ein untrügliches Zeichen, dass nicht mehr jedes Modell den erforderlichen Deckungsbeitrag bringt. Immer neue Modell-Kanäle mit Produktinhalten zu füllen, ohne ein effektives Controlling über die Wertbeiträge dieser Kanäle zu haben, kann schnell in die Krise führen. Ob VW wirklich vier Vans und drei Cabriolets braucht, fragt sich auch Konzernchef Martin Winterkorn. Muss Mercedes neben CLA und CLS ein C-Klasse Sportcoupé haben? Für wie viele dieser Modelle lässt sich sichtbar werben? Und wie viele davon können im Showroom angemessen präsentiert werden? Von der Kapitalbindung durch Vorführwagen, die im Handel nach Berechnungen des IFA zwischen 2000 und 2013 um 250 Prozent gestiegen ist, ganz zu schweigen. Mini-Händler müsste man sein.