Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk sieht die Werkstätten im Interview gut auf die Herausforderungen der Elektromobilität vorbereitet.
Herr Hülsdonk, wie weit sind die deutschen Werkstätten in der Vorbereitung auf die Elektromobilität?
Elektromotoren sind für uns nichts Neues, weil sie schon lange überall im Auto sind. Und die Hochvolt-Technik, für die ein paar zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind, ist durch die Hybridfahrzeuge schon länger ein Thema. Da war der Umstieg von Schalt- auf Automatikgetriebe komplexer. Natürlich müssen die Leute geschult werden. Aber da haben wir von ZDK-Seite her schon früh ein Schulungssystem aufgebaut, auch wegen der Hybridfahrzeuge. Inzwischen haben wir fast 450 Ausbilder geschult, die dann bisher rund 12.300 Mechatroniker ausgebildet haben.
Das ist ja ein Mechatroniker pro zwei bis drei reine Elektroautos.
Ja, wir sind bereit. Und es werden in Zukunft mehr Fahrzeuge in die Betriebe kommen. Das ist eben ein Standard, den man bieten muss. Auch ich habe in meinem Betrieb mindestens zwei Leute, die die Genehmigung haben, an Elektrofahrzeugen zu arbeiten. In den meisten Fällen geht es aber ohnehin nur darum, das Fahrzeug spannungsfrei zu schalten, damit man es wie ein normales Auto reparieren oder warten kann.
Wie weit ist man bei der technischen Ausrüstung?
Wir sind sehr weit für das, was derzeit anfällt, weil man nur ein bisschen Sicherheitsausrüstung braucht. Eine andere Dimension bekommt die Sache, wenn wir uns um Themen wie Batterie- oder Motorreparatur kümmern müssen. Dann wird es auch teurer.
Wie hoch sind denn derzeit die Investitionen?
Rund 5000 Euro pro Betrieb für die grundlegende Sicherheitstechnik und die Ausbildung. Da sind viele andere technologische Umstellungen teurer.
Gibt es eine Lücke zwischen markengebundenen und freien Werkstätten?
Die markengebundenen Betriebe, deren Hersteller Elektrofahrzeuge im Angebot haben, sind da besonders gefordert. Aber auch die Freien sind bei den Schulungen stark vertreten, denn es gibt ja durchaus schon ältere Hybridfahrzeuge im Markt, und es werden zukünftig immer mehr.
Lohnt sich das für die Werkstätten?
Diese Frage stellt sich für uns nicht. Unsere Leute müssen komplett ausgebildet sein, weil jeden Tag ein Kunde kommen könnte, der es braucht. Und es steht ja vor der Tür, dass Elektrofahrzeuge Normalität werden. Ich investiere also nicht in eine falsche Richtung.
Wie groß werden die Auswirkungen der Elektromobilität auf die Werkstattumsätze allgemein sein?
Es ist eine gewohnte Entwicklung, dass die Autos immer weniger Wartung und Pflege brauchen, weil sie technologisch besser werden. Das wird beim Elektroauto sicher noch einmal verstärkt so sein. Aber auch das Elektroauto hat Glas, Blech, Reifen. Und Hybride beispielsweise haben sogar noch einen höheren Wartungsaufwand, weil sie ja zwei Systeme haben.