IAA 2017, Halle 5.1, Stand A08: Der Zulieferer Continental zeigt einen schwarzen VW Golf, der es in sich hat. Der „Super Clean Electrified Diesel“ wird von IAA-Besuchern umlagert. Aus gutem Grund: Seine Stickoxidemissionen liegen 60 Prozent unter dem Standard-Diesel der Wolfsburger. Bauen Zulieferer die besseren Autos?
Natürlich zeigten die Conti-Ingenieure mit dem umgebauten Golf nur, was sie könnten – wenn man sie ließe. Hinter der Innovationskraft der Zulieferer steckt auch eine Warnung an die Autohersteller: Seht her, wir können eine ganze Menge. Und manchmal sind wir sogar besser. Das Machtspiel zwischen Automobilherstellern und ihren Lieferanten ist an einem Wendepunkt angelangt. Seit Jahren gelingt es den Zulieferern, ihren Anteil an der Wertschöpfung zu steigern. Ein Auto kommt zu größeren Teilen von ZF, Valeo und Denso als von Volkswagen und Toyota.
Und die Zeit spielt den großen Zulieferern in die Hände. Der sprunghafte Wandel in der Mobilität und die Digitalisierung in Entwicklung, Produktion und Vertrieb lässt in der Automobilindustrie neue Wettbewerber entstehen, stellt etablierte Wertschöpfungsketten und das Verhältnis zwischen Herstellern und Zulieferern infrage.
Zulieferer erster Ordnung wie Schaeffler und Conti liefern schon längst komplette Module und Systeme statt einzelne Bauteile. Sie gehen gleichberechtigte Partnerschaften mit Herstellern ein und binden Lieferanten niedrigerer Ordnung als Sublieferanten ein. Mittlerweile gehen Unternehmen wie Valeo sogar zum Bau kompletter Fahrzeuge über. Zunächst noch im fernen China, doch das könnte der Auftakt für weit mehr werden.