Mit „Management by Ankündigung“ könnte man das Motto der deutschen Autohersteller in diesem Jahr umschreiben: gestern Dutzende neue Elektromodelle, heute digitale Ökosysteme, die alles können, und morgen selbstfahrende Autos. All das verspricht Riesengeschäfte – natürlich erst übermorgen. So haben sich Audi, Daimler, Volkswagen und BMW zuletzt Woche für Woche mit ihren Ankündigungen für die Zukunft übertrumpft. Mit voller Überzeugung tun sie letztendlich alle das Gleiche.
Aber vielleicht muss das so sein, wenn Unternehmenslenker Aktionären und Mitarbeitern die Sicherheit vermitteln wollen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist: neue Strukturen und Geschäftsmodelle, um im Geschäft zu bleiben. Aber bedarf es dazu immer dieser marktschreierischen Haltung, die der BMW-Aufsichtsratschef Norbert Reithofer kürzlich infrage stellte? Letztendlich bestätige man mit solchen Zukunftsversprechen die These vieler Politiker und Regulierer: Nur wenn man genügend Druck macht, bewegt sich die Branche.
Das Gegenbeispiel dazu liefert Toyota. Fast schon leisetreterisch arbeitet der Hybridweltmeister an seinen Langfristzielen einer Hydrogen-Gesellschaft und der CO2-freien Fahrzeugproduktion im Jahr 2050. Weltweit finden sich Aussagen, Toyota habe beim batteriebetriebenen Elektroantrieb einiges verschlafen und spiele auch bei den anderen Zukunftsthemen nicht mehr die erste Geige. Dies veranlasste jüngst sogar Toyota-Vizepräsident Didier Leroy zu der Klarstellung, dass der japanische Autohersteller beim reinen Elektroantrieb durchaus genügend Erfahrung habe und schon gar nicht hinter seinen Wettbewerbern zurückbleibe. Es sei aber nun mal nicht die Art von Toyota, „Sprüche zu klopfen“.
Ich denke nicht, dass sich beider Inszenierung der Zukunftsthemen im nächsten Jahr viel ändern wird, weder bei deutschen Autobauern noch bei Toyota. Aber über den Jahreswechsel haben ja alle Zeit, darüber nachzudenken, welche Passagen sich für „forte“ und welche sich für „piano“ eignen.
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