TwentyBN – Twenty Billions – 20 Milliarden – so viele Nervenzellen hat die Großhirnrinde eines Menschen, das Lernzentrum des Gehirns. Sieht ein Kind ein Klavier immer wieder und hört dazu das Wort „Klavier“, bildet sich ein Netzwerk im Kopf und es weiß: Das ist ein Klavier. Nach diesem Prinzip funktioniert nicht nur das menschliche Gehirn, sondern auch Deep Learning, sogenannte neuronale Netze.
Jahrzehnte haben Forscher gebraucht, diese neuronalen Netze zu entwickeln. Christian Thurau, Ingo Bax und Roland Memisevic waren lange Zeit ebenfalls Wissenschaftler – bis sie sich 2014 auf einer Veranstaltung in Berlin entschieden. Thurau: „Deep Learning ist reif für die Industrie – und bei dieser Revolution wollen wir dabei sein.“ Also gründeten sie das Start-up TwentyBN. Ihre Idee: Eine Software, die mithilfe künstlicher Intelligenz und neuronalen Netzen so trainiert wird, dass sie Videos versteht und bestimmten Fakten zuordnen kann.Geschäftsmodelle für die TwentyBN-Software liegen auf der Hand: Intelligente Kameras können damit in Echtzeit Straßenszenarien für selbstfahrende Autos einordnen, Krankheiten diagnostizieren oder Räume überwachen und im Notfall den Feueralarm auslösen.
Um den Algorithmus auf Wiedererkennung zu trimmen, greift TwentyBN mit seinem 22-köpfigen Team auf mehr als 20.000 Laienschauspieler zurück. Sie haben Trainingsvideos aufgenommen, in denen sie kurze, relativ banale Dinge tun: Sich setzen, trinken oder eine Zoom-Bewegung mit zwei Fingern ausführen. „Das war aufwendig, aber es hat sich gelohnt. Mittlerweile sind wir besser als Google oder Facebook bei der Erkennung menschlicher Bewegungsmuster und Verhaltensweisen“, sagt Thurau. Einige Millionen Videos haben sie bereits, und es werden immer mehr. Das Potenzial von TwentyBN hat vor allem die Autoindustrie erkannt. „Wir planen, ab 2022 mit unserer Software im Auto zu sein“, sagt Thurau.
Aber nicht nur die Industrie, auch Investoren haben großes Interesse an TwentyBN: Nach einer Geldspritze von 2,5 Millionen Dollar vor zwei Jahren von einem amerikanischen Business Angel bekommt TwentyBN in diesen Tagen weitere zehn Millionen Dollar. Hauptinvestor ist der Risikokapitalarm von Microsoft, M12. Was Thurau und sein Team mit dem Geld anfangen wollen? „Wir wollen besser bleiben als Google und Facebook.“
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