Traditionalist unter Strom

Wenn Jaguar jetzt seinen E-Pace präsentiert, könnte mancher Autofahrer denken, es handle sich dabei um ein Elektroauto der britischen Traditionsmarke. Mitnichten. Jaguar erweitert sein Angebot um ein SUV im Kompaktsegment.

Dem E-Pace dürfte es leicht fallen, neue Kunden an die Marke Jaguar zu binden. Einen attraktiveren Einstieg hat es nie gegeben, auch preislich. Zu rechnen ist mit 35.000 Euro. Jaguar Land Rover (JLR) hat mittlerweile ein breites Angebot an SUVs und damit einen entsprechend höheren CO2-Ausstoß. Mit den neuen Dieselmotoren – alle mit SCR-Abgasreinigung – sind die Flottenemissionen auf durchschnittlich 165 Gramm pro Kilometer gesunken.

Dennoch sind die Briten antriebstechnisch gefordert, um vom Jahr 2021 an Strafzahlungen an Brüssel zu vermeiden. JLR fällt als kleinerer Hersteller (unter 500.000 Neuzulassungen in Europa) zwar nicht unter die strenge 95-Gramm-Regel beim CO2-Flottenausstoß. Doch Wolfgang Ziebart, Direktor Technische Entwicklung Jaguar Land Rover, sagt unmissverständlich: "Wir spielen nach den allgemeingültigen Regeln, spekulieren nicht auf irgendwelche Schlupflöcher."

Das Schlagwort heißt Elektrifizierung. Bis 2020 will JLR die Hälfte der Modellpalette elektrifiziert haben. "Der Kunde hat dann die Wahl zwischen E-Antrieb, Plug-in-Hybrid und Verbrennungsmotor", sagt Hanno Kirner, Vorstand Strategie. Er plant für 2025 sogar, das gesamte Kernportfolio zu elektrifizieren. Künftig soll es zwei modulare Haupt-Architekturen geben. Eine Ausnahme bildet nur der 2018 erscheinende I-Pace, ein Leuchtturmprojekt und Erstlingswerk. Angeblich liegen schon so viele Bestellungen vor, dass die erste Jahresproduktion ausverkauft ist. "Wir können Tesla danken, dass sie das Segment der Premium-Elektrofahrzeuge geschaffen haben", so Ziebart.

Während die Batteriezellen für Jaguars ersten Stromer von LG Chem aus Korea geliefert werden, ist der Elektromotor eine Eigenkonstruktion. Die Leistung beträgt 150 kW. Der I-Pace bekommt jeweils einen Motor für die Vorder- und die Hinterachse. Auch Land Rover wird das Layout für seine Modelle nutzen, ergänzt durch eine Geländeuntersetzung.

Die Elektrifizierung hat bei JLR auch Einfluss auf den modular aufgebauten Ingenium-Benziner. Derzeit gibt es den Zweiliter-Turbo mit Leistungen von 200 und 250 sowie jüngst auch 300 PS. Für die jeweiligen Plug-in-Hybrid-Varianten ist ein Dreizylindermotor mit 1,5 Liter Hubraum in der Entwicklung. Nach oben rundet ein Sechszylinder-Reihenmotor das Angebot ab. Das größte Ingenium-Aggregat ersetzt jedoch nicht den derzeitigen V8-Motor in den Sportmodellen, zumindest vorerst nicht. Aufgrund der kleinen Stückzahlen kann sich JLR diesen "CO2-Ausrutscher" erlauben. Kirner versichert: "Der Achtzylinder behält mittelfristig seine Daseinsberechtigung."

2019 dürfte für den Autokonzern ganz im Zeichen des Plug-in-Antriebs stehen. Bei Land Rover wäre die zweite Generation des Evoque ein potenzieller Kandidat. Auch das Jaguar-Flaggschiff XJ soll sofort als Teilzeit-Stromer unterwegs sein. Und konsequenterweise wird auch der neue Defender von der Elektrifizierung nicht verschont bleiben, selbst wenn die Hardcore-Fraktion ihre Ikone am liebsten und ausschließlich konventionell angetrieben sehen möchte.

Medienberichten zufolge soll der Defender erst 2021 kommen. Doch Konzernchef Ralf Speth verneint das, ohne zu sagen, wann es denn wirklich losgeht. Nur so viel: "Wir möchten dieses Fahrzeug so schnell wie möglich auf der Straße haben."

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