München. Jahrzehntelang haben deutsche Autohersteller den Diesel beworben – mit Erfolg. Dann kam der GAU für den Selbstzünder: Im September 2015 waren die VW-Manipulationen bekannt geworden, weitere Hersteller gerieten in den Sog des Abgas-Skandals.
Laut KBA wurden im ersten Halbjahr 4,3 Prozent mehr Diesel registriert, gleichzeitig sank deren Anteil an den Neuzulassungen leicht auf 46,9 (2015: 48) Prozent. Doch wie ist die Stimmung im Handel? Die Automobilwoche hat nachgefragt.
Ausgelöst durch die Klagen in den USA haben Kunden zwar vermehrten Informationsbedarf, doch in Kaufzurückhaltung mündet dies, anders als teilweise noch im Herbst 2015, nicht. So registriert man in der Wellergruppe einen "kaum spürbaren Rückgang" bei den Dieselverkäufen, sagt Unternehmenschef Burkhard Weller. Er ist zuversichtlich: "Totgesagte leben länger."
Im Frühjahr und Sommer gebe es immer leichte Rückgänge beim Dieselabsatz. "Da kaufen die Privatkunden, und die greifen eher zum Benziner." Doch "für Vielfahrer gibt es nach wie vor keine preisgünstige Alternative." Zugleich profitiere der Elektroantrieb von der Abgasdiskussion: "Jetzt kommt niemand mehr vorbei am Thema E-Mobilität."
Das bestätigt auch Michael Sprenger, Geschäftsführer der Hülpert-Gruppe. Er ist allerdings skeptisch, ob die Hersteller mit dem E-Auto aufs richtige Pferd setzen. Sprenger sieht die Zukunft eher im Wasserstoffantrieb. Der Dieselabsatz bei Hülpert habe kaum gelitten, sagt er, allerdings seien die Erträge "schwierig".
Die Dieselkunden der Bochumer Lueg-Gruppe lassen sich ebenfalls nicht beirren: "Wir spüren interessanterweise keine Nervosität im Markt", sagt Jürgen Tauscher, Vorstandschef des Mercedes-Benz-Partners. Nervös seien eher die Händler – "zumindest gespannt darauf, wohin die Reise geht". Von den Herstellern gebe es bisher keine eindeutigen Ansagen.Dass die Autobauer nun E-Autos forcieren, sieht Tauscher nicht zwingend als Folge des Diesel-Skandals: "Vielleicht war das ohnehin so geplant." Den Lueg-Chef beschäftigt eher die Frage, was alternative Antriebe für die Zukunft des Service bedeuten werden.
Auch die Markenkollegen der Jürgens-Gruppe stellen "bisher keine Auswirkungen" auf den Dieselabsatz fest, so Geschäftsführer Franco Barletta, "selbst bei dem in die Kritik geratenen C 220 CDI nicht". Sehr kritisch sieht er mögliche Fahrverbote für Diesel, Stichwort "Blaue Plakette": Durch eine solche Maßnahme würde "eine beträchtliche Summe Volksvermögen vernichtet".
Unbeeindruckt von der Diesel-Affäre sind offenbar auch die Kunden bei Dello in Hamburg. Es gebe "keine negativen Folgen", sagt Unternehmenschef Kurt Kröger – weder bei Opel noch bei den Premiummarken in den Hansa-Nord-Autohäusern.
