Paris. Mit einer Reihe von Studien und neuen Modellen haben die Hersteller auf dem Pariser Autosalon den Weg ins Elektro-Zeitalter geebnet. Die spektakulärsten Premieren kamen dabei von Mercedes und VW. Beide Hersteller haben dafür neue Plattformen entwickelt. Sie bilden die Basis für jeweils eigenständige Produktfamilien, die vom Ende des Jahrzehnts an auf den Markt kommen sollen.
Stromer werden massentauglich
VW geht dabei mit dem I.D. ins Rennen, einem futuristisch gezeichneten flachen Minivan mit knuffiger Motohaube und Scheinwerfern, die an den Käfer erinnern. Er soll im Geiste des Beetle oder Golf die „Demokratisierung der Elektromobilität“ ermöglichen, wie VW-Digitalchef Johann Jungwirth sagte. Angetrieben wird der I.D. von einem 170 PS starken Elektromotor, seine Reichweite mit einer Batterieladung beträgt bis zu 600 Kilometer. Der Preis soll vergleichbar sein mit einem ähnlich stark motorisierten Golf und dürfte demnach bei etwas mehr als 30.000 Euro liegen. Das Auto ist zudem für die volle Vernetzung und das automatisierte Fahren vorbereitet.
Daimler steigt im höheren Segment ein. Das Showcar „Generation EQ“ gehört zu einer neuen Marke für reine Elektroautos. Es basiert auf dem Geländewagen-Bestseller Mercedes GLC und soll eine Reichweite von 500 Kilometern haben. Auch Daimler setzt auf eine eigenständige Elektro-Ästhetik mit klaren Formen und markanter Lichtsprache. Der Preis soll nicht höher liegen als bei einem „vernünftig ausgestatteten“ GLC, der um die 50.000 Euro kostet.
„Wir sind bereit für den Start einer Elektro-Offensive, mit der wir alle Fahrzeugsegmente von der Kompakt- bis zur Luxusklasse abdecken werden“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Er kündigte an, bis 2025 führender Premium-Anbieter von E-Autos werden zu wollen. Ob er dabei neben Audi und BMW auch Tesla als Konkurrenz betrachtet, ließ Zetsche offen. BMW kündigte ebenfalls eine breitere Elektrifizierung der Flotte an, ohne jedoch Details zu nennen.
Während I.D. und EQ noch als Botschafter der Zukunft gelten, haben andere Autobauer bereits konkrete Serienversionen vorgestellt. Sieger beim Kampf um die größte Reichweite dürfte dabei der Opel Ampera-e sein, der bereits 2017 auf den Markt kommen soll und auf dem Chevrolet Bolt basiert. Er soll nach den Kriterien des NEFZ über 500 Kilometer weit kommen und kann sich mit einem Tesla messen. Auch Renault versprach, den vergleichsweise gut nachgefragten Zoe mit einer stärkeren Batterie auszurüsten, die dann 400 Kilometer mit einer Ladung ermöglicht.
„Wir haben bei der Elektromobilität das Tal der Ernüchterung durchschritten“, sagte Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach der Automobilwoche. In Paris sei zu erkennen, dass die bisher größten Hemmnisse wie hoher Preis und fehlende Reichweite konsequent angegangen würden. Auch bei der Ladeinfrastruktur gebe es Fortschritte.
Bratzel geht davon aus, dass die Elektromobilität vom Jahr 2020 an richtig in Fahrt kommt. Mercedes und VW seien daher mit ihren Autos „nicht zu früh, aber auch nicht zu spät dran“. Die deutschen Hersteller hätten bewiesen, dass sie mit ihrer Innovationsstärke auf Herausforderungen reagieren könnten.
Noch kommt die Elektromobilität in Deutschland aber nicht aus der Nische. Von Januar bis August 2016 wurden nach einer Auswertung des CAM nur 14.013 Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen gezählt. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Plus von acht Prozent – Plug-in-Hybride sind hier mitgezählt. Bei den reinen Elektroautos ergab sich sogar ein Minus von 6,5 Prozent auf 6037. Daran hat auch die Kaufprämie bisher nichts ändern können.