Ein Gespenst geht um in Europa: das Gespenst der Gewinnwarnung. Noch ist es kein Konjunktureinbruch. Aber mit Daimler, ElringKlinger, Continental und Osram haben im laufenden Jahr schon vier Konzerne ihre Prognosen kassiert. Ein Grund dafür ist auch der globale Handelsstreit. Amerika schottet sich mit Strafzöllen ab, Europa und China antworten mit Vergeltungszöllen. Das Ergebnis lautet: Keiner wird gewinnen, alle werden verlieren.
Drohende Strafzölle der USA auf Autos würden vor allem hiesigen Herstellern wehtun. Dass China mit Gegenzöllen kontert, trifft ebenfalls deutsche Autobauer wie Daimler und BMW, die aus den USA heraus nach China exportieren. Die Deutschen geraten zwischen die Fronten. Nach Jahrzehnten mit einem erfolgreichen Exportmodell macht Deutschland plötzlich ganz neue Grenzerfahrungen.
Auch die aufkeimende Hoffnung, EU und USA könnten sich auf die gänzliche Abschaffung von Zöllen verständigen, kann in einer Enttäuschung enden. Zu viele Variablen spielen dort hinein. Ob eine Zoll-Abschaffung überhaupt mit dem GATT-Abkommen, das den Handel aller Staaten einbezieht, vereinbar ist, konnte noch niemand beantworten.
So sind deutsche Autobauer auf kurze wie auf lange Sicht dazu verdammt, dort zu produzieren, wo der Markt ist. Das wird der Trend sein in Zeiten des Protektionismus: globale Ausrichtung mit lokaler
Produktion.Die USA haben damit nichts gewonnen. Die Autohersteller schichten nach Bedarf um, weder Produktionsausstoß noch Jobs werden gesteigert. Im Übrigen nehmen die USA sogar Schaden: Harley-Davidson hat bereits angekündigt, mit Produktion ins Ausland zu gehen. Und GM listet öffentlich alle negativen Punkte von Trumps Politik auf.
Ob man auf Einsicht beim US-Präsidenten hoffen darf? Mit einem einzigen Tweet kann schnell wieder alles zunichtegemacht werden.
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