"Opel ist ein komplett anderes Unternehmen geworden." Michael Lohscheller baut eine Kunstpause hinter seinen Einstiegssatz ein. Die anwesenden Journalisten sollen Zeit haben, sich die wichtigsten Veränderungen des Rüsselsheimer Autobauers seit der Übernahme durch PSA im Sommer 2017 vor Augen zu führen.
Dann nennt Lohscheller zwei Eckpfeiler, die für ihn den Kern der Transformation ausmachen: "Wir haben unser Umbauprogramm PACE formuliert und sind auf dem besten Weg, es umzusetzen. Und wir haben in nur zwei Jahren unser wichtigstes Auto komplett neu entwickelt und elektrifiziert: den Corsa." Mit dem neuen Corsa unddem gleichzeitig startenden Corsa-e stehen nur noch zwei Opel-Modelle auf Plattformen desVorbesitzers General Motors: der Astra und der Insignia. Die
Zukunft von Letzterem gilt als unsicher.Sicher ist aber: 2024 will Opel alle Modelle in mindestens einer elektrifizierten Version anbieten. 2020 kommen neben dem Corsa-e der Grandland X Hybrid4, die elektrische Version des Mokka-X-Nachfolgers sowie ein elektrischer Vivaro-Transporter auf den Markt.
Als Meilenstein und Wegbereiter der Elektrifizierung gilt den Opelanern der neue Corsa-e. In Rüsselsheim trifft man keinen Verantwortlichen, der nicht von einem Erfolg des Kleinwagens mit Blitz und Batterie überzeugt ist. Die Vorgänger, wiewohl technisch ihrer Zeit in vielem voraus, fristeten wegen hoher Verkaufspreise ein Nischendasein – der erste Ampera aus dem Jahr 2011 mit Range-Extender und der rein elektrische Ampera-e von 2017, beide Entwicklungen auf GM-Basis.
Den neuen Corsa-e mit PSA-Technik an Bord soll dieses Schicksal nicht ereilen. "Das Know-how, das wir (durch den Ampera und den Ampera-e, Anm.d.Red.) gesammelt haben, ist eine enorme Hilfe auf dem Weg, den jetzt die gesamte Automobilindustrie mit der Ära der Massen-Elektrifizierung beschreitet", sagt Lohscheller.
Er sieht Opel in diesem neuen Rennen im E-Segment weit vorn auf einer Pole-Position starten. "Wir haben für unser erstes elektrisches Modell nicht zufälligerweise das B-Segment ausgesucht. Es ist das beliebteste Segment in Europa."
Dennoch bleiben Lohscheller und Deutschland-Chef Ulrich Selzer vorsichtig mit Verkaufsprognosen. "Die Wahrheit ist, der Kunde wird entscheiden, wie schnell die E-Mobilität in Deutschland und Europa hochfährt", räumt Lohscheller ein. "Daher ist unser Ansatz bei PSA auf Basis einer Multi-Energy-Plattform sehr klug. Wir können jederzeit in der Fertigung genau das Auto liefern, das der Kunde will." Verkaufserwartungen, darauf hat sich der Opel-Vorstand verständigt, werden nicht genannt.