"CEO for President" schrieb ich in der letzten Ausgabe des "Klartext". Mein Vorschlag für die Neubesetzung des VDA-Präsidenten fußte auf dem ACEA-Modell, um die verfahrene Situation im Verband wieder in den Griff zu bekommen. Doch diese Idee ist wohl nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Denn bei Daimler muss Ola Källenius die Sparprogramme durchdrücken. Bei BMW sortiert Oliver Zipse noch seinen neuen Schreibtisch, und für Herbert Diess hat der Tag bei Volkswagen auch nur 24 Stunden, in denen jetzt noch eine Ermittlung des Staatsanwalts bewältigt werden muss.
So dürfen wir nun nach Bernhard Mattes wieder mit einem Polit-Profi rechnen. Günther Oettinger wird es nicht sein. Denn dem Ende Oktober scheidenden EU-Haushaltskommissar verbietet die EU-Compliance, in den nächsten zwei Jahren ein neues öffentliches Amt zu übernehmen. Darüber hinaus hat der Schwabe nicht nur das falsche Parteibuch, sondern auch noch die falsche Landsmannschaft. Denn im Ländle wird beim Auto doch eher der technologieoffene Ansatz vertreten und nicht der eindimensionale Systemwechsel wie in Wolfsburg.
Für Volkswagen kann eh nur ein sozialdemokratischer Niedersachse in Frage kommen, der bereits bestens mit dem VW-Konzern vertraut ist. Und davon gibt es nur eine Handvoll.
Vergangenen Donnerstag verkündete Sigmar Gabriel, dass er den Bundestag zum 1.November verlässt. Seine Begründung für diesen Schritt ist auf den ersten Blick nachvollziehbar. Wenn man sich kurz vor dem 60. Geburtstag Gedanken über die berufliche Zukunft macht, um auch im Interesse von Frau und Kind sein Pensum herunterzuschrauben.
Bei einem Alphatier wie unserem ehemaligen Vizekanzler ist das jedoch schwer zu glauben. Wer fest davon überzeugt war, die SPD retten zu können und wer Flügelkämpfe und Grabenkriege kennt, den wird auch die Aufgabe als VDA-Präsident nicht schrecken. Der ist geradezu prädestiniert für dieses Amt. Allemal wenn er die Rückendeckung aus Wolfsburg hat. Von daher kassiere ich meinen alten Vorschlag und ersetze ihn durch "Sigmar Gabriel for President!"
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