Der erste ES6 hat Europa erreicht. Hui Zhang, Managing Director Europe von Nio, und seine Mitarbeiter fahren mit einem Exemplar des in China hergestellten Modells in der Farbe "Morning Fog Green" durch München. Hier und da zücken andere Autofahrer ihr Smartphone und fotografieren das Fahrzeug. Es fällt auf. Seit Jahren angekündigt, sind nun tatsächlich die ersten chinesischen Elektroautohersteller mit ihren Modellen in Europa präsent. Polestar, eine Marke des Geely-Konzerns aus Hangzhou, eröffnet gerade Showrooms in Deutschland und hat die ersten Fahrzeuglieferungen des rein elektrischen Polestar 2 angekündigt. Aiways aus Schanghai ist seit September mit dem Modell U5 hierzulande am Start. Und Nio will bald nachziehen. "Wir werden im zweiten Halbjahr 2021 nach Europa kommen", bestätigte Zhang im Gespräch mit der Automobilwoche.
Erstes Ziel soll ein "ausgewiesener Elektroautomarkt mit Premiumaffinität" sein. Also eher Norwegen als Griechenland. "Das Timing ist gut, wir sind bereit und treffen gerade alle Vorbereitungen dafür." Zhang sieht in Europa "sehr großes Potenzial". Nio ist nach einer kritischen Phase im Jahr 2019 jetzt wieder im Aufwind, hat viel Geld von Investoren eingesammelt und meldet Monat für Monat – wenn auch noch auf kleiner Basis – in China Rekordverkäufe. Der August lag um 104 Prozent über dem Vorjahresmonat. China will in der E-Mobilität nicht nur der größte Absatzmarkt der Welt sein, sondern bei Elektroautos auch eine globale Führungsposition einnehmen. Und das bedeutet: Expansion der jungen E-Hersteller.
Dutzende haben sich in den vorigen Jahren gegründet, von denen die meisten den Sprung in die Welt hinaus wohl nicht schaffen werden – einige aber doch.