Zimperlich war Ferdinand Piëch nie, wenn es darum ging, sich unliebsamer Manager zu entledigen. Mancher wurde öffentlich verbal regelrecht hingerichtet, andere bei Nacht und Nebel abgesägt, schleichend demontiert oder elegant aufs Abstellgleis geschoben. Die Gründe waren vielfältig: zu selbstbewusst, zu erfolgreich, zu wenig erfolgreich, in Ungnade gefallen, nicht mehr von Nutzen. Hier eine Auswahl seiner bekanntesten Opfer.
1992 geht es für Ferdinand Piëch um alles. Er will ganz nach oben, an die Konzernspitze. Doch die Mehrheit des Aufsichtsrats bevorzugt den damaligen Marken- und Einkaufsvorstand Daniel Goeudevert, der sich als Querdenker und Menschenfreund einen Ruf gemacht hat. Es ist Franz Steinkühler, Chef der IG Metall, der das Ruder zugunsten von Piëch herumreißt. Piëch sagt ihm zu, VW ohne Massenentlassungen durch die Krise zu steuern. Das gelingt später auch mithilfe von Peter Hartz und der Viertagewoche ohne Lohnausgleich. Goeudevert hat das Nachsehen. „Es gab ein Charakterproblem mit Herrn Dr. Piëch. Nach sechs Monaten haben wir gemerkt, es geht nicht“, wird Goeudevert später zitiert.
Mit seinem Abtritt hält bei VW das „System Piëch“ Einzug. Es ist geprägt vom Anspruch auf vollständigen Gehorsam bis zur Unterwerfung der Manager.
Das bekommt schon bald Franz-Josef Kortüm zu spüren. Er folgt Piëch 1993 auf den Audi-Chefsessel – und muss ihn nach 13 Monaten wieder räumen. Piëch zitiert ihn per Jet nach Wolfsburg. Kortüm – nichts ahnend – will den Termin noch um wenige Stunden verschieben. Piëch, so ist überliefert, sagt, „wenn Kortüm nicht pünktlich erscheint, werde ich zu anderen Maßnahmen greifen.“Kortüm kommt und wird gegangen. Offiziell, weil er die Absatzzahlen nicht erfüllt, inoffiziell, weil er Piëch kritisiert hat. Er habe ihm volle Parkplätze mit unverkauften Autos hinterlassen, hatte Kortüm gesagt. Zu den Altlasten zählte eine teure Audi-Modellpalette. Kortüm begeht den Fehler, die schlechte Lage von Audi seinem Vorgänger anzukreiden. Damit ist sein Schicksal besiegelt.