Schneller Abgang bei Knorr-Bremse

München. Nach nur vier Monaten als Aufsichtsratschef hat Bernd Bohr den Bremsenhersteller Knorr-Bremse wieder verlassen. Der ehemalige Chef der Bosch-Kfz-Sparte wird vom ehemaligen ZF-Vorstandschef Hans-Georg Härter abgelöst.

Bohr, der den Haupteigentümer des Unternehmen Heinz Hermann Thiele bereits seit vielen Jahren kennt, war am 11. März von der Hauptversammlung des Unternehmens, der von Thiele, seiner Tochter Julia Thiele-Schürhoff und seinem Sohn Henrik gebildet wird, in den zwölfköpfigen Aufsichtsrat gewählt worden.

Offiziell ist davon die Rede, dass man sich im „freundschaftlichen Einvernehmen“ voreinander getrennt habe. Bei den möglichen Gründen hält man sich bedeckt. Fraglich bleibt, welche Rolle der Haupteigentümer der Münchner, Heinz Hermann Thiele, beim überraschenden Rückzug von Bohr gespielt hat. Thiele wurde schon häufiger ein patriarchischer Führungsstil nachgesagt, der nun wieder eine Rolle gespielt haben könnte.

Obwohl Thiele nur noch als Ehrenvorsitzender agiert, soll er dem Vernehmen nach weiterhin versucht haben, Entscheidungen im Unternehmen zu beeinflussen. Bohr soll über diese Einflussnahme von außen nicht erfreut gewesen sein.

Dem streitbaren Thiele wird nachgesagt, wiederholt Anlass für Wechsel im Vorstand gewesen sein. So schmiss Hinrich Woebcken, verantwortlich für den Bereich Nutzfahrzeugsysteme, nach einem Jahr die Brocken hin und Vorstandschef Michael Buscher verabschiedete sich nach eineinhalb Jahren vom Chefposten. Auch Thieles Sohn Henrik revidierte seine ursprünglich erklärte Absicht, in den Knorr-Bremse-Vorstand einzuziehen. Der Thiele-Junior sollte eigentlich die Leitung der Schienensparte übernehmen.

Seit Anfang 2015 führt Klaus Deller die Geschicke der Münchner. Beim Zulieferer Schaeffler sollte er ursprünglich zum 1. Juli 2014 den Chefposten übernehmen. Doch die Alleingesellschafter Georg Schaeffler und Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann überlegten es sich anders. Kurz vor dem Amtsantritt Dellers entschieden sie, dass Interims-Vorstandschef Klaus Rosenfeld den Posten für weitere fünf Jahre behalten soll. Deller tröstete sich mit einer millionenschweren Abfindung.