Mit KI-basierten Lösungen für die Automatisierung der externen Fahrzeuginspektion machte jüngst das israelische Start-up UVeye von sich reden. UVeye – der Name steht für "Under Vehicle eye" – ist eine Lösung in derzeit drei Modulen – für Unterboden, Oberseite und Reifen – und soll sich als weltweiter Standard der externen Fahrzeuginspektion etablieren. UVeye-Chef Amir Hever, der bereits Verträge mit Toyota, Škoda, Volvo und Daimler hat und mit weiteren Herstellern und Zulieferern Gespräche führt, ist überzeugt davon, "dass der Markt sehr an unserer Technologie interessiert ist".
Scanner statt Hebebühne
Die Israelis sind nicht die Einzigen, die an der Digitalisierung der Werkstatt arbeiten. So stieg der TÜV Süd im Sommer 2019 bei Digital Vehicle Scan (DVS) ein, einem Spezialisten für automatische Fahrzeugbewertungen. Während der Durchfahrt scannt das System mit bis zu 22 Kameras den Außenzustand eines Fahrzeugs, inklusive Unterboden, Reifendruck und Profiltiefe. Mit der Akquisition will die Prüforganisation "die Erfassung und Dokumentation von Fahrzeugen automatisieren und beschleunigen", sagt Patrick Fruth, Chef der Division Mobility des TÜV Süd. Der Scan-Spezialist DVS sei "ein wichtiger Baustein unserer Digitalisierungsstrategie" so Fruth.
Den Fokus auf Gebrauchtwagen und Leasingfahrzeuge legt Twinner. Das Start-up aus Halle hat eine Kabine entwickelt, in der Gebrauchtfahrzeuge automatisch aus allen Winkeln fotografiert werden und ein 360-Grad-Scan entsteht. Dieser digitale Zwilling (englisch "Twin") ermöglicht es, alle Details des Autos heranzuzoomen und Beschädigungen zu erkennen – auch an Stellen, die überlackiert wurden. Noch funktioniert dieser Check nur mit menschlicher Unterstützung, aber mittelfristig soll hier künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen. Das Verfahren lässt sich bei der Dokumentation von Leasingrückläufern oder beim Inserieren von Gebrauchtwagen im Netz einsetzen. Erste Exemplare des Twinner Space stehen in Deutschland und in China.
Für die reine Dialogannahme in einer normalen Werkstatt brauche man derartige Lösungen noch nicht, sagt Elmar Bauer, Leiter New Mobility Business bei ZF Aftermarket. "Wenn in der Zukunft jedoch autonome Fahrzeuge Alltag auf den Straßen und in den Werkstätten sind, können die Betriebe diese digitalen Lösungen deutlich effektiver nutzen." Die Lösungen müssten allerdings "gemeinsam mit anderen Marktteilnehmern wie Datenlieferanten oder Kfz-Versicherungen entwickelt werden", gibt Alexander Brenner, Partner bei Roland Berger, zu bedenken. Gelinge dies, "werden KI-basierte Angebote ein wichtiger Bestandteil der Werkstatt der Zukunft sein".
Viel Potenzial sieht auch Thomas Schiller von Deloitte. Die Verknüpfung der IT-Systeme der Hersteller mit Prozessen in der Werkstatt sei noch ausbaufähig. Er rechnet damit, dass KI-basierte Systeme das Schadenmanagement noch effizienter machen. "Das würde den Handel entlasten, ganz konkret die Serviceberater, denn so würde zum Beispiel der Teilevertrieb optimiert werden. Autohersteller können zudem Werkstattprozesse stärker steuern."
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