München. Konnten früher Mild-Hybride während der Beschleunigung den Verbrennungsmotor lediglich kurzzeitig in seiner verbrauchsintensiven Phase unterstützen, werden zukünftige Systeme ähnlicher Bauart nicht nur deutlich intelligenter, sondern auch wesentlich effizienter agieren können. Bei Continental sieht man gegenüber einem konventionell angetriebenen Benziner mit Start-Stopp-Automatik großes Potenzial für die Kraftstoffeinsparung. "Im innerstädtischen Fahrbetrieb können dies 21 Prozent sein, etwa 13 Prozent wären es im NEFZ-Profil", ist sich Oliver Maiwald sicher, der Leiter für Technologie und Innovation in der Powertrain-Division von Continental.
Voraussetzungen hierfür sind allerdings 48-Volt-Systeme. "Durch die Integration einer zweiten Spannungslage mit 48 Volt ins Fahrzeug sind entscheidende Fortschritte beim CO2-Ausstoß möglich", sagt José A. Avila, Chef der Powertrain-Sparte und Mitglied des Conti-Vorstands. Höhere Spannung ermöglicht die Übertragung größerer Leistungen.
Alle großen Automobilzulieferer ersten Ranges entwickeln derzeit Lösungen für künftige 48-Volt-Hybridarchitekturen. "Die höhere Spannung ist der Schlüssel zu Effizienz und höherer Leistung", sagt Peter Gutzmer, Schaefflers Technologievorstand. Schaeffler arbeitet auf Basis eines 48-Volt-Generators von Conti an einem Modul, das für den Seitenanbau zwischen Verbrennungsmotor und Getriebe ausgelegt ist (BSG, "Belt Starter Generator").
Neben dieser achsparallelen Lösung wird auch ein zwischen Motor und Getriebe angeordnetes Modul entwickelt. Diese Lösung, intern ISG ("Inline Starter Generator") genannt, erhöht Effizienz und Performance. "Spätestens 2025 wird das Modul gänzlich zwischen Motor und Getriebe sitzen", sagt Gerhard Gumpoltsberger, der bei ZF Innovationsmanagement und Erprobung leitet. Mit der ISG-Architektur könnten zudem neue Hochstromverbraucher auf die 48-Volt-Seite gelegt werden. Audi praktiziert dies in seinem neuen Flaggschiff SQ7, in dem ein elektrischer Verdichter sowie ein elektrischer Wankausgleich mit 48 Volt und mit bis zu sieben Kilowatt Leistung versorgt werden.
Dass 48-Volt-Systeme kommen, steht außer Zweifel. Treiber ist der Flottenausstoß, der die Autohersteller zur massiven Elektrifizierung zwingt. Die Riemengeneratoren mit der höheren Spannung werden dabei als kostengünstigste Ergänzung zum Plug-in-Hybrid gesehen. "Das System ist deutlich einfacher zu realisieren", so Gumpoltsberger. Während die teure Plug-in-Technik oftmals der Oberklasse vorbehalten bleibt, werden sich BSG und ISG in den Segmenten darunter durchsetzen, heißt es aus den Entwicklungsabteilungen.