Essen. Dafür haben die Entwickler das Gewicht einzelner Bauteile zugunsten des Kraftstoffverbrauchs um bis zu 40 Prozent gesenkt und bei den Herstellungskosten einen Vorteil von bis zu 20 Prozent herausgearbeitet, so Kroos: „Jede Einzellösung von InCar Plus wurde auf Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Gewicht oder Funktionalität hin optimiert und ist in mindestens einer dieser Kategorien künftig der Benchmark.“ „Für dieses Projekt sind wir massiv in Vorlage getreten“, sagt der Manager mit Blick auf den Etat für Forschung und Entwicklung im Autobereich, der für zwei Jahre 500 Millionen Euro beträgt. InCar Plus spielt darin eine wichtige Rolle. Was das Projekt in den Augen von Kroos einzigartig macht, sind aber nicht allein Größe und Loslösung vom konkreten Herstellerauftrag. „Sondern es ist vor allem der interdisziplinäre Ansatz.“ Denn als einziger Zulieferer verantworte ThyssenKrupp gleichermaßen Werkstoffe, Komponenten und auch die Fertigungsverfahren. Das beste Beispiel dafür sei die neue CFK-Leichtbaulenksäule. Sie bietet im Gesamtsystem bis zu 25 Prozent Gewichtsvorteil im Vergleich zum derzeitigen Standard (4,5 Kilogramm), weil dafür Komponenten aus konventionellen Materialien mit Carbon-Bauteilen kombiniert werden, erläutert InCar-Plus-Projektleiter Axel Grüneklee. Wie alle anderen InCar-Plus- Lösungen ist auch dieses Modul voll skalierbar: „Je nach Fahrzeugsegment und Preisklasse lassen sich die finalen Komponenten so verändern, dass man den maximalen Effizienz- oder den größtmöglichen Kostenvorteil erzielt.“ Im Bereich Antrieb liegt der Fokus laut Grüneklee vor allem auf den Verbrennungsmotoren. Möglich macht das zum Beispiel ein neues Zylinderkopf-Haubenmodul mit integrierten Nockenwellen. Es ist 15 Prozent leichter als ein vergleichbares Bauteil aus Aluminium. Leichter als Stahl und billiger als Aluminium – das ist die Formel, mit der ThyssenKrupp nach neuen Lösungen für die Karosserie sucht. Fündig wurde der Zulieferer etwa bei einer neuen Motorhaube aus dem Sandwich-Material LiteCore. Laut Grüneklee wurden hier ein Gewichtsvorteil von 20 Prozent „und besonders attraktive Leichtbaukosten“ erzielt. Die Praxistests für die Projekte laufen auf Hochtouren. Zwar wird InCar Plus erst im September abgeschlossen. Es müsse danach aber nicht die üblichen drei Jahre dauern, bis die ersten Lösungen in Serie gehen, meint Kroos. Die meisten Einzelprojekte ließen sich schon in 18 bis 24 Monaten umsetzen.
ThyssenKrupp-Programm InCar Plus geht mit 30 Projekten auf die Zielgerade
Quantensprung in der Effizienz
Insgesamt 30 Einzelprojekte und 40 Innovationen aus den Bereichen Antrieb, Fahrwerk und Lenkung sowie Karosserie – damit will ThyssenKrupp im Herbst das Forschungs- und Entwicklungsprogramm InCar Plus abschließen. „Damit ermöglichen wir unseren Kunden erhebliche Vorteile bei Effizienz und Kosten“, sagt Bereichsvorstand Karsten Kroos über das wahrscheinlich größte herstellerunabhängige Projekt in der Zulieferbranche.