PSA veröffentlicht reale Verbrauchswerte, die deutlich höher liegen

Paris. PSA-Chef Carlos Tavares hat sein Versprechen eingelöst und jetzt die realen Verbrauchswerte von 30 der meistverkauften PSA-Modelle veröffentlicht. Dazu unternahm der Konzern 170 Testfahrten und spulte 16.000 Kilometer ab.

Im Schnitt liegen die dabei gemessenen Verbräuche um deutliche 1,8 Liter pro 100 Kilometer über den Verbrauchswerten aus dem weiterhin noch geltenden NEFZ-Zyklus. In der Spitze schluckt ein Modell – ein Peugeot 508 mit 2.0-Liter-BlueHDi-Dieselmotor und 180 PS – genau 57,5 Prozent mehr Sprit als zuvor.

Mit der Veröffentlichung geht PSA das Risiko ein, in den Augen vieler Verbraucher nicht mehr als CO2-Champion in Europa zu gelten. Bislang steht der französische Autobauer mit einem Durchschnittsverbrauch seiner Flotte von 104 Gramm CO2 pro Kilometer in Europa an der Spitze der schadstoffarmen Hersteller.

Das Testverfahren wurde von PSA gemeinsam mit der unabhängigen Nichtregierungsorganisation Transport & Environment entwickelt. Vor Ort wurden die Messfahrten auf öffentlichen Strecken von der Prüforganisation Bureau Veritas überprüft.

Das Fahrprofil besteht aus 25 Kilometern Stadtverkehr, 39 Kilometern Landstraße und 31 Kilometern Autobahn. Dabei bewegen sich die Autos anders als im NEFZ-Zyklus unter normalen Fahrbedingungen mit eingeschalteter Klimaanlage, Passagieren, auf Steigungen und mit Gepäck.

Tavares hatte sich zu der Veröffentlichung entschieden, nachdem im Zuge des VW-Dieselskandals europaweit Kritik am Laborstandard NEFZ laut geworden war. Nahezu alle übrigen Autobauer hatten den Alleingang von PSA kritisiert und erklärt, man werde auf den neuen Testzyklus warten, der eine echte Vergleichbarkeit der Wert ermögliche.

PSA nahm zunächst keine Bewertung der teils drastischen Abweichungen bei den Verbrauchswerten vor. "Die Messergebnisse stimmen mit den von Kunden berichteten Verbrauchswerten, die durch unabhängige Kundenbefragungen erhoben wurden, überein", teilte das Unternehmen lediglich mit.

Entwicklungschef Gilles Le Borgne kündigte an, PSA werde bis zum Jahresende für weitere 20 Modelle und Varianten die realen Verbrauchswerte veröffentlichen. Im kommenden Jahr werde PSA dann noch einen Schritt weiter gehen und auch die tatsächlichen Schadstoffemissionen im Alltagsbetrieb veröffentlichen.

Greg Archer, Leiter des Bereichs Clean Vehicles bei Transport & Environment, sagte zu der Veröffentlichung: "Die Messungen unter echten Fahrbedingungen liefern zuverlässigere Informationen als die aktuellen Tests auf dem Prüfstand. So kann sich der Kunde für die effizientesten Modelle entscheiden."