„Personal ist limitierender Faktor“

Erich Sixt sieht für seine Autovermietung noch großes Wachstumspotenzial in den USA und will das Angebot an Mobi­litätsdienstleistungen ausbauen. Die Beteiligung an DriveNow will Sixt behalten, wie er im Automobilwoche-Interview erklärt.

Herr Sixt, Sie stehen bald 50 Jahre an der Spitze von Sixt. Was motiviert Sie, weiterzumachen?

Es gibt noch viele Gipfel zu besteigen, und solange das so ist, mache ich weiter. Es bereitet mir großes Vergnügen, zu sehen wie wir wachsen. Die Alternativen ­wären Blumen züchten oder Golf spielen. Das ist keine Befriedigung.

In Europa ist Sixt nur die Nummer drei.

Ja, aber knapp hinter Nummer zwei. In puncto Profitabilität sind wir vermutlich Weltmarktführer. Und wir erobern neue Märkte. In den USA sind wir erst 2011 gestartet, das ist heute bereits unser zweitgrößter Markt nach Deutschland.

Wie schnell können Sie dort wachsen?

Wir könnten schneller wachsen, wenn wir genug Personal fänden. Wir könnten theoretisch in den USA 1000 Stationen betreiben. Personal ist limitierender Faktor.

Was heißt das?

Sixt soll auch in den USA Sixt sein, aber wir brauchen lokale Geschäftsführer, die die lokale Mentalität und Kultur kennen. Fließend Englisch zu sprechen genügt nicht.

Durch eine Übernahme könnten Sie das Wachstum beschleunigen.

Wenn ein Wettbewerber infrage käme, würde ich ihn kaufen. Aber bei Großakquisitionen sind wir extrem vorsichtig. Denn dann bestünde vor allem das Risiko, dass Kulturen nicht zusammenpassen.

Bereitet Ihnen die Wahl Trumps Sorgen?

Nein, warum? Wir investieren in den USA und schaffen Jobs. Darüber kann er sich doch freuen. Für uns ist das sogar eher positiv. Privat habe ich dazu allerdings eine andere Meinung.

Sixt ist nicht nur Autovermieter, sondern bietet auch andere ­Mobilitätsdienstleistungen an. Mit welchem Ziel?

Wir haben das Know-how, schon jetzt die gesamte Palette an Mobilitätsservices aus einer Hand anzubieten. Das wird immer wichtiger: Immer weniger Menschen kaufen Autos, sie zahlen lieber für die temporäre Nutzung von Mobilitätsdienstleistungen. Sixt ist herstellerunabhängig. Bei uns ­finden die Kunden Lösungen für alle Bedürfnisse und alle gängigen Marken.

Mittlerweile bieten Sie bei Sixt auch eine Alternative zum Dienstwagen an.

Ja, wir haben bereits Firmenkunden, die unser neues Angebot „Mobility as a Service“ nutzen. Die Nutzer erhalten von ihrem Arbeitgeber ein Budget, das sie beliebig für Sixt-Services verwenden können. Wir rechnen das mit dem Arbeitgeber ab. Wir werden dieses Produkt zunächst bei Firmenkunden ausrollen, später aber auch Privatkunden anbieten.

Auch Autohersteller steigen zunehmend in das Geschäft mit Mobilitätsdienstleistungen ein.

Richtig, aber ein gutes Produk­tionsunternehmen ist nicht ­automatisch ein guter Dienstleister. Autovermietung zum Beispiel ist ein extrem komplexes Geschäft, was Einkauf, Flottensteuerung und Prozessmanagement betrifft.

Und was ist an Berichten dran, wonach BMW DriveNow mit Daimlers Car2go zusammenlegen will?

Ihre beiden Söhne Alexander und Konstantin sitzen im Vorstand. Ihr Vertrag läuft noch bis 2020. Ist dann Schluss?

Diese Frage stellt sich derzeit nicht. Was kommt, wird die Zukunft zeigen. Ich höre dann auf, wenn ich sage, das haben wir schon immer so gemacht. Über meine Nachfolge entscheiden muss dann der Aufsichtsrat.

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