Ohne ihre gelben Westen hätte ich sie im Gewühl der Großstadt wohl gar nicht wahrgenommen, als sie am Fuße des Montmartre den Boulevard de Rochechouart hinunterschlenderten. Und doch haben die französischen Gilets Jaunes in den vergangenen elf Monaten wohl mehr erreicht als jede Klimabewegung. Denn sonst wäre aus dem Klimapaket der Bundesregierung eben kein Paketchen für Gretchen geworden.
Gleich wie man die Tonne CO2 bepreist, gleich ob der grüne Folterkatalog noch nachgeschärft wird, ein derartiger Lenkungsansatz wird wohl weniger Wirkung zeigen als erwartet. Schon gar nicht in der zur Verfügung stehenden Zeit, um die prognostizierte Erderwärmung zu stoppen.
Dies lässt sich an zwei einfachen Tatsachen festmachen: Erstens wächst die Weltbevölkerung jedes Jahr in etwa um die Bevölkerungszahl Deutschlands. Zweitens hat seit Menschengedenken eine schlechtere Technologie noch nie eine bessere ersetzt, außer vielleicht in Planwirtschaften. In diesem Kontext erscheinen die Bemühungen der Politiker wie Sisyphusarbeit. Politiker, die sich damit gemäß der Interpretation von Albert Camus in seinem Werk „Der Mythos des Sisyphos“ selbst zu Leitfiguren des Absurden machen.
Helfen würde vielleicht eine Änderung der politischen Stoßrichtung. Es bedarf grundsätzlich noch mehr Technologieoffenheit. Denn es braucht neue, CO2-freie Technologien, von denen niemand weiß, wie sie aussehen werden und wann sie kommen. Niemand kann heute für die individuelle Mobilität vorhersagen, was sich durchsetzen wird. Ist es eher der batterieelektrische Ansatz von Volkswagen oder doch die Strategie von Toyota und der Hydrogen Society in Japan?
Oder ist es schlussendlich ein Synthetic-Fuels-Programm aus den USA, das die Lösung bringen wird? Die Klimapolitik muss weit mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Vor allem aber in mehr Wagniskapital für neue Technologien. Denn dass Deutschland und Europa hier nicht die erste Geige spielen, weiß heute jedes Kind. Selbst wenn es freitags nicht mehr in die Schule geht.
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