Es ist ein weiterer Punkt, an den der Opel-Chef einen Haken machen kann: Der Betriebsrat und das Management haben sich auf eine gemeinsame Vorgehensweise beim geplanten Wechsel zahlreicher Opel-Ingenieure zum Ingenieurs-Dienstleister Segula geeinigt. Seit Wochen war es teils zu heftigen Protesten gekommen. Jetzt kann wieder Ruhe einkehren und Michael Lohscheller kann sich auf die nächsten Schritte konzentrieren.
Der erste Gewinn nach 20 Verlustjahren baue die gesamte Belegschaft auf und schaffe für die Marke mit dem Blitz die lange vermissten neuen Optionen, sagte Lohscheller im Gespräch mit der Automobilwoche. 2018 hatten die Rüsselsheimer operativ 859 Millionen Euro verdient, die Gewinnmarge lag bei 4,7 Prozent.
Jetzt zeigt der Vorstandschef Angriffslust – nach innen: „Wir wollen in Zukunft natürlich auch im Konzern bei der Profitabilität ganz vorn mitspielen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, weil PSA einer der profitabelsten Hersteller der Welt ist. Aber wir peilen mittelfristig eine Gewinnmarge von sechs Prozent an“, sagt er mit Blick auf die Gewinnmarge im PSA-Konzern. Dort liegt die Marge bei 7,7 Prozent. „Die Mannschaft ist ziemlich stolz, und mit 1,4 Milliarden Euro freiem Cashflow ist das auch gerechtfertigt.“
Opels großer Vorteil sei die volle Einbindung in den PSA-Konzern mit allen Möglichkeiten, die eine Komponenten- und Gleichteile-Strategie mit sich bringe. „Wir stellen uns so auf, dass wir nachhaltig profitabel sein werden. Dazu gehört auch, dass wir die Gewinnschwelle auf ein Volumen von 800.000 Fahrzeugen senken.“ 2018 hatte Opel 1,04 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge verkauft, 60.000 weniger als im Vorjahr.
Das positive Ergebnis wurde laut Lohscheller vor allem durch den konsequenten Sparkurs erzielt. „Wir haben die Fixkosten insgesamt um 27 Prozent gesenkt und an wirklich allen Hebeln gearbeitet.“ Ob damit die Kosten-Kur beendet ist, lässt er offen. „Entscheidend ist, dass wir mit PACE einen wetterfesten Plan haben.“ Das mache den Unterschied zu früheren Plänen. PACE ist der Name des Sanierungspakets von Opel.
Auch wenn die Gewinnschwelle bei geringerem Absatz erreicht wird, den Absatzrückgang muss Opel stoppen. Dazu soll Opels Neustart auf dem großen russischen Markt einen wichtigen Beitrag leisten. „Wir kommen noch dieses Jahr zurück“, versichert Lohscheller. Derzeit spreche Opel mit großen russischen Händlergruppen über den Aufbau eines Netzes.
Entscheidend für einen Erfolg in Russland sei neben einem guten Netz auch eine hohe lokale Fertigungsquote. „Mit dem PSA-Werk in Kaluga sind wir da gut aufgestellt. Wir können dort die Autos produzieren, die auf dem russischen Markt nachgefragt sind: SUVs und leichte Nutzfahrzeuge.“Lohschellers zweiter Hoffnungsträger ist die rasche Elektrifizierung des Portfolios. „Wir werden E-Mobilität für die Breite anbieten, und dabei können wir auf die variablen Plattformen von PSA zurückgreifen.“
Eine Chance sieht Lohscheller dabei auch für eine seit Langem bestehende Kompetenz der Opel-Ingenieure: „Wir glauben an die Brennstoffzelle und werden ein Auto mit dieser Technologie vorstellen.“ Als erster Einsatzort biete sich dafür ein Transporter an: „Im Transportgeschäft sind die Routen genau planbar.“ (Mitarbeit: Rebecca Eisert)
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