London. 32.075.200 Euro zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – verkauft! Als im Februar der Hammer für einen Ferrari 335 S Spider fiel, ist auch ein Rekord gefallen. Denn noch nie wurde auf einer Auktion so viel für ein Auto bezahlt wie für den Rennwagen aus dem Jahr 1957. Dabei war der bisherige Bestwert gerade einmal 18 Monate alt. Doch Oldies sind Goldies, und kaum ein Anlagegut erzielt derzeit offenbar so große und so schnelle Wertsteigerungen wie klassische Automobile.
Allerdings darf man sich von dieser Entwicklung nicht täuschen lassen, sagt Dietrich Hatlapa. Er erstellt den Oldtimer-Index HAGI und meldet für die vergangenen Monate einen leichten Knick: "Das Preisgefüge hat sich ein wenig beruhigt. Jetzt muss sich zeigen, ob das eine langfristige Trendwende einleitet."
Diese nüchterne Sicht teilen nicht alle: Die deutsche Onlineplattform Classic Trader zum Beispiel verbreitet mit Blick auf die jüngsten Geschäftszahlen Optimismus: Ein Anstieg der Inserate um 345 Prozent und ein Handelsvolumen von mehr als 300 Millionen Euro zeugen davon, wie viel Geld und Garagengold im Umlauf sind. Und eine Änderung sei nicht in Sicht, sagt ein Firmensprecher: "Am Kapitalmarkt gibt es befriedigende Renditen nur mit hohem Risiko. Bei Young- und Oldtimern ist das anders, weil die Zahl an Fahrzeugen nicht mehr wächst und sich so das Verhältnis von Angebot und Nachfrage weiterhin zugunsten des Anbieters verschiebt."
Allerdings entwickeln sich nicht alle Marken und Segmente gleich. Analyst Hatlapa weist zum Beispiel für Mercedes im Februar Kursgewinne von fast vier Punkten aus, während Ferrari um gut zwei Punkte gefallen ist. Wenn man ihn fragt, was die Preise treibt, dann nennt er zuerst die Qualität der Klassiker und ihrer Restaurierung. Und das Engagement der Hersteller: "Marken, die heute noch existieren, die klug geführt werden und sich in der Oldtimer-Szene engagieren, ziehen das Interesse auf sich."
Vor allem in den bürgerlichen Preisklassen kann auch der Aufwand für Erhalt und Betrieb den Unterschied machen, mahnen die Experten bei Classic Trader. Das sei ein Grund, weshalb die Preise für Fahrzeuge bis 1930 stagnieren und für Autos zwischen 1930 und 1940 nur verhalten steigen. Jüngere Autos erfreuten sich dagegen größerer Nachfrage und stärker steigender Preise.
Dabei sieht Hatlapa weiterhin den Trend zu perfekt restaurierten Fahrzeugen ohne jegliche Gebrauchsspuren. "Das können Oldtimer-Fans bedauern", räumt der Experte ein. Aber sie könnten es auch als Chance sehen: "Denn im Umkehrschluss sind Autos zum Fahren und Genießen billiger zu haben." Benutzen, satt nur Besitzen – das ist angesichts der aktuellen Marktentwicklung ohnehin eine vernünftige Devise, sagt Hatlapa. "Mit steigendem Risiko sollten sich Enthusiasten darauf besinnen, was ihnen wirklich gefällt, und ihr Investment mehr nach den Emotionen statt den Erträgen planen."