Die Elektromobilität verändert das Geschäft der Autohäuser und Werkstätten. Doch müssen die Kfz-Betriebe zunächst einmal keine dramatischen Umsatzeinbrüche befürchten. Das geht aus einer Service-Studie des Branchenverbands ZDK hervor. Ausgehend von 20,3 Prozent
E-Autos, davon aber nur 4,5 Prozent reine Stromer im deutschen Fahrzeugbestand 2025, rechnet derZDK mit 3,6 Prozent weniger Umsatz bei der großen Inspektion nach 60.000 Kilometern, die bei derPrognose zugrunde gelegt wurde.
Auch Wolk Aftersales sieht die Entwicklung gelassen: „Wichtigster Treiber für den Aftermarket ist der Bestand“, sagt Geschäftsführer Zoran Nikolic. In Deutschland sind aktuell 0,1 Prozent des Gesamtfahrzeugbestands Stromer, und auch global machen die E-Autos erst 0,45 Prozent des Bestands aus. „Das sind homöopathische Mengen“, sagt Nikolic.In Europa gilt Norwegen mit aktuell rund fünf Prozent E-Autos im Bestand als Vorreiter. Übertragen auf den deutschen Markt „würde das einen Verlust von circa 25.000 Euro pro IAM-Werkstatt und Jahr bedeuten“, hat Wolk Aftersales für den unabhängigen Aftermarket (IAM) ermittelt. „Eine Werkstatt, die das nicht verkraften kann, muss sich entweder auf die Reparatur bestimmter Produktgruppen spezialisieren oder auf andere Geschäftsfelder wie Smart-Repair, Tuning oder Restauration fokussieren“, so Nikolic.
Der Landsberger Hyundai-Händler Jürgen Sangl ist einer der erfolgreichsten deutschen E-Auto-Verkäufer. Seit Ende 2016 hat er 620 Ioniq und Kona ausgeliefert. „Unser Werkstattgesamtaufkommen ist insgesamt nicht weniger geworden“, sagt Sangl, „weil uns die E-Verkäufe auch viele zusätzliche Verkäufe herkömmlicher Autos bringen. Und einen Verbrenner, den ich heute verkaufe, der läuft ja noch 15 Jahre.“ Für die meisten Autohändler seien die Effekte in der Werkstatt daher „frühestens in zehn Jahren spürbar“, glaubt Sangl.
Stromer brauchen weniger Ersatzteile, weil etwa Bremsbeläge dank Rekuperation länger halten und der Ölwechsel entfällt. Laut ZDK sinken die Teileerlöse bis 2025 um 8,3 Prozent. Aber: Der Lohnumsatz steigt um 3,2 Prozent – vor allem, weil bis 2025 die wartungsintensiveren Hybride dominieren. 15,8 Prozent des Bestands machen sie im ZDK-Szenario 2025 aus, aber sie bringen fast 20 Prozent des Lohnumsatzes.
Doch der Hybrid ist eine Übergangstechnologie. Wolk-Experte Nikolic sieht E-Mobilität in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch nicht „für die große Masse“. Das werde sich aber ändern, „auch aufgrund weiterer neuer Technologien wie dem Wasserstoffantrieb“.
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