Er nennt sich selbst einen Optimisten. Renault-Deutschland-Chef Uwe Hochgeschurtz ist überzeugt, dass die Marke und die Branche gestärkt aus den derzeitigen Herausforderungen hervorgehen werden.
Herr Hochgeschurtz, wie ist Ihre Stimmung, wenn Sie auf die nächsten zwei Jahre blicken?
Ich sehe lieber die positiven Seiten. Natürlich befindet sich die Branche in einem historischen Paradigmenwechsel. Es wird eine Delle geben, ja, aber die wird von kurzer Dauer sein. Danach werden die Industrie und auch Renault gestärkt aus dieser Phase der Herausforderung hervorgehen. Davon bin ich überzeugt.
Es fällt auf, dass zuletzt stets die Marke Dacia stärker wuchs als die Kernmarke Renault. Was muss sich da ändern?
Dacia ist in einem Segment unterwegs, in dem es weniger Wettbewerb gibt – und Dacia ist weit überdurchschnittlich gewachsen. Aber auch Renault wuchs stärker als der Markt. Einige wichtige Renault-Modelle befinden sich im letzten Viertel ihres Lebenszyklus. Jetzt aber kommen wieder jede Menge frische Modelle – das wird Renault nach vorne bringen.
Renault war neben Nissan eine der ersten Marken überhaupt, die reine batterieelektrische Autos auf den Markt brachten. Jetzt drängen viele neue Wettbewerber auf den Markt. Wird es enger für Renault?
Wir werden unsere Pole-Position im Elektrobereich verteidigen, auch wenn der Wettbewerb schärfer wird. Zum einen ist der Zoe preislich und technisch top. Zum anderen haben wir immer schon mit innovativen Marketing- und Vertriebskonzepten gepunktet, etwa das Mieten der Batterie oder zuletzt den vollen Renault-Elektrobonus von 6000 Euro auf E-Fahrzeuge. Wir werden in allen wichtigen Segmenten in den nächsten Jahren rein elektrische Modelle einführen. Dort können sie ähnlich erfolgreich sein wie der Zoe in seinem Segment.
Manche Branchenexperten sehen in der Allianz mit Nissan mehr Belastung als Bereicherung. Was antworten Sie ihnen?
Die Allianz ist für die Renault-Gruppe sehr wichtig und bietet viele Vorteile. Sie erlaubt es, moderne Plattformen in hoher Stückzahl und zu wettbewerbsfähigen Preisen auf den Markt zu bringen. Zudem ermöglicht sie eine größere Flexibilität in der Produktion. Niemand will auf die Allianz verzichten.
Renault setzt verstärkt auf Elektroautos und Plug-in-Hybride. Aber wird auch Dacia über die 95-Gramm-Hürde springen können, so ganz ohne Elektrifizierung?
Dacia wird in der Renault-Gruppe gepoolt werden. Darüber hinaus werden wir in Kürze bei den meisten Modellen LPG-Versionen anbieten, und zwar zu vergleichbaren Preisen wie die bisherigen Verbrennerversionen. Das wird diese Fahrzeuge für die Kunden attraktiv machen und somit zu niedrigen Investitionskosten viel Positives bewirken.
Was würden Sie sagen, wenn der neue Vorstandschef Luca de Meo ähnlich wie bei Seat/Cupra eine neue Sportmarke bei Renault kreiert, etwa aus Alpine und der RS-Linie?
Ich würde mir solche Pläne interessiert und offen anschauen. Renault hat eine fulminante Historie im Motorsport, in der Formel 1. Und ich denke, auch bei unseren künftigen E-Fahrzeugen könnten wir glaubwürdig eine sportliche Linie einführen, die jede Menge Fahrspaß bietet. Sie sehen, es bleibt spannend bei Renault.
Das Interview führte Michael Knauer.
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