Neuer Chef zum Start in Deutschland

Eigentlich sollte bei den ersten Testfahrten mit dem BX7 TS in Stuttgart noch Borgward-Chef Ulrich Walker als ­Interviewpartner zur Verfügung stehen. Der tauchte aus „Termingründen“, wie es offiziell hieß, nicht auf. Wenig später gab der Aufsichtsrat zum 1. Juli die Berufung von Philip Koehn zum neuen Chef der Marke bekannt.

Koehn war erst Anfang Juni von Rolls-Royce als Entwicklungsvorstand zu Borgward gekommen. Was überstürzt wirkt, war offenbar geplant. „Der Wechsel an der Spitze sollte mit dem Marktstart in Deutschland stattfinden“, versichert ein Borgward-Sprecher.

Seit Ende Juni ist Borgward nach über 55 Jahren zurück auf Deutschlands Straßen. Und nicht wenige Passanten zücken neugierig ihre Smartphones vor der provi­sorischen Markenrepräsentanz in der Innenstadt von Stuttgart, die in den nächsten Wochen auch ­offiziell eröffnen soll.

Zunächst startet Borgward nur mit einer auf wenige Hundert Exemplare limitierten Auflage des BX7 TS. Er ist für 44.200 Euro auf der Borgward-Website bestellbar. Später soll ein Kauf auch in Borgward-Shops möglich sein. Der Service erfolgt bei der Werkstattkette ATU, mit einer eigenen Kunden-Hotline. Im Herbst 2018 soll der kleinere Bruder BX5, 2019 der BX6 sowie der rein elek­trische BX7i folgen. Für 2020 ist der Verkauf in neun europäischen Ländern geplant.

Am auffälligsten an dem SUV ist der Diamant-Kühlergrill mit dem Borgward-Rhombus und die edel wirkende mattgraue Lackierung. Insgesamt reiht sich das Modell aber ein in die Masse der Stadtgeländewagen von Hyundai über Kia bis Nissan. Designchef Anders Warming spricht dennoch vom „bemerkenswerten“ Äußeren des BX7.

Der auf den ersten Blick hohe Preis relativiert sich, denn dahinter verbirgt sich eine Vollausstattung mit Sechsgangautomatik, Allradantrieb, beheizbaren Ledersitzen, Rückfahrkamera, Totwinkelassistent und einem digitalen Cockpit samt 12,3-Zoll-Touchscreen mit Wi-Fi-Hotspot und Echtzeit-Navi. Der BX7 TS tritt dabei in Wettbewerb mit VW Tiguan, Mercedes GLC, Ford Kuga oder Hyundai Santa Fe, die mit vergleichbarer Ausstattung jedoch teils deutlich mehr kosten.

Die Einrichtung des Borgward wirkt europäisch vertraut, obwohl das Auto in China produziert wird. Der Nutzfahrzeughersteller Foton ist Eigentümer der Marke mit dem deutschen Namen. Das Cockpit ist übersichtlich, die Knöpfe sitzen da, wo sie sein ­sollen. Der Zweiliter-Benzinmotor mit 224 PS beschleunigt in 9,4 Sekunden auf 100 km/h. Vor allem beim Überholvorgang ist sorgfältige Planung gefragt. Der BX7 TS legt sich lieber gemütlich in die Kurve als energisch zum Sprint anzusetzen. Es fehlt eine Distanzregelung, die heute in dieser Klasse Standard ist. Weitere Minuspunkte sind der hohe Verbrauch von über zehn Litern auf der Testfahrt und die nicht vorhan­dene Start-Stopp-Automatik.

Borgward ist in Europa zum Erfolg verdammt. Denn die Geschäfte in China laufen bisher schleppend. Von Januar bis Mai wurden nur 12.403 BX7 und BX5 verkauft, ein Jahr zuvor waren es noch 18.522. Grund dafür sei die unkoordinierte Positionierung der Marke durch die vielen neuen Händler gewesen, sagt Vertriebschef Tom Anliker. Das Problem sei nun behoben. Ob die Suche des Eigen­tümers Foton nach einem weiteren Investor bereits erfolgreich war, wollte Borgward nicht kommentieren.

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