München. „Wissen im Umgang mit großen Datenmengen und ihrer Auswertung wird im ganzen Konzern gebraucht“, sagte Schaurecker im Gespräch mit der Automobilwoche. „Die Kunst ist, die relevanten Daten zu finden, sie intelligent miteinander zu verknüpfen und Muster darin zu erkennen.“ So hilft ihr Team unter anderem bei der Analyse der Daten aus dem internen IT-Helpdesk. Ähnliche Fehlermeldungen werden zu einem Cluster zusammengestellt, sodass es gelingt, Auffälligkeiten zu finden und die Fehlerursachen schneller zu beheben. „Tools, Algorithmen und Anwendungen zur Datenanalyse, die sich in einer Marke des VW-Konzerns bewähren, sind oft auch für andere Marken interessant. Deshalb gilt: Von unserer Arbeit soll der ganze Konzern profitieren“, so Schaurecker. Schaureckers Team sitzt nicht in Wolfsburg, sondern mitten in Schwabing. „München und Berlin haben eine große Start-up-Szene, Wolfsburg nicht. Die enge Zusammenarbeit mit jungen Unternehmen und Forschungseinrichtungen ist aber sehr wichtig für das Data Lab, darum fiel die Wahl auf München“, begründet einer ihrer Mitarbeiter. VW versucht mit seinem Datenlabor in der digitalen Start-up- Szene seinen Platz zu finden. Das fordert Flexibilität vom Team. „Die meisten Anwendungen entwickeln wir innerhalb von zwei bis drei Monaten. Oft geht es auch schneller. Dann gibt das ganze Team Vollgas“, sagt die Chefin. Ein halbes Jahr vor der offiziellen Gründung des Data Lab zeigte das Team zur CeBIT 2014 zum ersten Mal, wozu es kurzfristig fähig ist. Christian Seidel ist Spezialist für große Datenmengen im Team und schrieb mit Kollegen ein Programm zur Flottenüberwachung. 15 VW E-Up, die für Shuttle-Services genutzt wurden, bekamen diese Flottenlösung eingebaut. So konnten die Entwickler in Echtzeit Position, Geschwindigkeit und auch die Batterieladung verfolgen: Der Zustand der Autos wurde permanent visualisiert. Anhand der Datenströme konnte herausgefiltert werden, welcher Punkt auf dem CeBIT-Gelände ziemlich oft angefahren wurde: eine Pizzeria. Auch der Puls der Shuttle-Fahrer wurde per Smartwatch gemessen. „Mit den Daten wollten wir testen, ob sich der Puls ändert, wenn man schneller oder langsamer fährt“, sagt Seidel. Ein möglicher nächster Schritt: Prüfen, ob sich daran Müdigkeit erkennen lässt. Das könnte helfen, die Sicherheit im Verkehr zu erhöhen. Die Experten haben aus ihren Daten zudem Wärmebildkarten generiert, um den genauen Verlauf der Routen nachvollziehen zu können. „Dies war ein kleiner Showcase. Richtig spannend wird es aber, wenn noch mehr Fahrzeuge vernetzt sind. Dann sind völlig neue Kundendienste möglich“, so Seidel.
VW Data Lab
Neue Tools für Volkswagen
„Daten sind das neue Öl. Das klingt vielleicht abgedroschen, aber es stimmt“, sagt Cornelia Schaurecker. Sie leitet das Data Lab des Volkswagen-Konzerns. Dutzende Mitarbeiter analysieren seit November 2014 Daten, entwickeln neue Tools, adaptieren Ideen aus anderen Branchen und erforschen neue Möglichkeiten zur Datenanalyse und -verarbeitung.