Ohne eine stabile Stromversorgung ist ein erfolgreicher Umstieg auf die Elektromobilität nicht möglich – daran ändern auch Kaufprämien nichts. Das setzt die Netzbetreiber unter Druck. "Die E-Mobilität betrifft mehrere Branchen, aber die Vorlaufzeiten bei Investitionen, technischer Entwicklung und Marktdurchdringung passen nicht zusammen", warnt Simon Schnurrer, Automotive-Partner bei Oliver Wyman.
Das deutsche Stromnetz droht, bei der Entwicklung nicht mithalten zu können. Laut Autoexperte Schnurrer führen konkurrierende Antriebstechnologien wie Feststoffbatterie, Brennstoffzelle oder synthetische Kraftstoffe zu einer Verunsicherung. "Doch Sicherheit ist dringend nötig, um angemessen in Ladeinfrastruktur investieren zu können." Die notwendigen Summen seien hoch, der kommerzielle Payback dagegen "häufig langsam und schwach profitabel".
Auch staatliche Regulierung hat bisher nicht für mehr Sicherheit gesorgt. Vor allem die Autohersteller stünden unter dem Zwang "aggressiver Hochlaufkurven für rein batteriebetriebene Fahrzeuge zur Erfüllung der CO2-Vorgaben", sagt Schnurrer. Ein Großteil der deutschen Stromer-Fahrer werde weiterhin zu Hause laden, und das Marktpotenzial der "Laternenparker", die ein öffentliches Ladenetz benötigten, sei noch unsicher.
Gegenwärtig steigt der Verkauf von Elektroautos deutlich an. Hybride und Stromer legten im August um 37.400 Neuzulassungen zu und erreichten mit fast 25 Prozent den bisher höchsten Marktanteil. Wyman-Partner Schnurrer rechnet bis 2030 mit einem signifikantem Marktwachstum bei Elektrofahrzeugen, in einigen Regionen könnten die Stromer mehr als ein Drittel des Neufahrzeugabsatzes ausmachen.
Der Plan der schwarz-roten Bundesregierung sieht vor, dass im Jahr 2030 sechs Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen unterwegs sind und Strom tanken. Das heißt: Es wird bald viel mehr Strom gebraucht. Und für diese Menge ist das Netz noch nicht ausgelegt.