Im Kontext von VW von Dieselgate zu sprechen, wäre doch vollkommener Unsinn, meinte Bosch-Chef Volkmar Denner noch zu Anfang des Jahres in Las Vegas. Auch -Audi-Chef Rupert Stadler verneinte noch in Detroit vehement, dass der Diesel ein echtes Problem bekomme. Keine sechs Monate später spekuliert nun Stadlers oberster Dienstherr im Konzernvorstand über das Ende des Selbstzünders. War das jetzt ein Müller'sches Ablenkungsmanöver kurz vor der Hauptversammlung, ein Schnellschuss auf die Ansage des Umweltbundesamts, 2050 keine Diesel und Benziner mehr auf der Straße haben zu wollen? Oder schlicht die reifende Erkenntnis bei Matthias Müller, dass der Diesel mittelfristig eben doch ein Auslaufmodell ist? Der gesamten Branche gelingt es noch nicht mal, eine wirkungsvolle Kurzfrist-Strategie zu entwickeln, um sich nicht länger von der Politik, Umweltverbänden und Dieselhassern am Nasenring durch die Manege führen zu lassen. Kopf einziehen, lautet seit Monaten das Motto -aller Hersteller im Wissen, dass man die Spielräume in den regulatorischen Vorgaben knallhart genutzt hat, um bei den Kosten für den Diesel wettbewerbsfähig zu bleiben. Die einen mehr, die anderen weniger.
Auch bei der Steuer lässt sich so operieren. Doch wenn für eine Handlung keine wirtschaftlichen Gründe erkennbar sind, läuft man Gefahr, dass steuerlicher Gestaltungsmissbrauch unterstellt wird. Die Finanzbehörde stellt dann alles wieder auf null, so als habe es diesen Klimmzug nie gegeben. In Sachen Diesel wären die Hersteller mit einer Null gut bedient. Doch der Schaden ist bereits größer, zu viel Vertrauen ist schon verloren gegangen.
Es braucht jetzt endlich eine ehrliche Entschuldigung, eine klare Absage an jeglichen Gestaltungsmissbrauch und eine Selbstverpflichtung aller, den Schadstoffausstoß beim Diesel, sagen wir, zu halbieren. Das ist technisch möglich und ökonomisch sicher noch vertretbar. Ob das noch kommen wird? Der Volkswagen-Chef glaubt wohl eher nicht daran und setzt vielleicht gerade deshalb gleich auf die Mittelfrist-Variante: den Dixit.