Die mittelständischen Zulieferer vermissen den Rückhalt ihrer Kunden. In der Kritik stehen die Fahrzeughersteller, aber auch große Systemlieferanten. "In einigen Ländern haben unsere Lieferanten aufgrund der Corona-Auswirkungen zeitweise nicht liefern können. Die Folge waren zahlreiche Sonderfahrten und -flüge, die uns erheblich belasten", sagt Torsten Bremer, CEO des Zulieferers Boge Rubber & Plastics Group.
"Bei den Fahrzeugherstellern gibt es allerdings so gut wie keine Bereitschaft, sich an diesen Extrakosten zu beteiligen", bedauert Bremer. Als Beispiel nennt er die tagelange Blockade des Suezkanals durch ein havariertes Schiff. "Mir sind Lieferanten bekannt, die haben für Hunderttausende von Dollar Teile und Komponenten per Luftfracht liefern müssen, da der Schifffahrtsweg blockiert war." Von Kundenseite sei argumentiert worden, dass das keine höhere Gewalt sei und dass die Lieferanten Sorge zu tragen hätten, dass die Komponenten stets pünktlich ankommen.
Ähnliche Erfahrungen hat auch ein Zulieferer aus dem Stahlbereich gemacht. "Höhere Gewalt lassen die Kunden nur gelten, wenn es sie selbst und ihre Verpflichtungen betrifft. Im umgekehrten Fall gilt das leider nicht", klagt der Vertriebschef des Unternehmens. In der Kunden-Lieferanten-Beziehung habe "die komplette Asymmetrie" Einzug gehalten.