Flensburg. Die Lücke füllen deshalb hauptsächlich mittelständische Spezialisten der Elektrotechnik. Zum Beispiel Mennekes, eigentlich Hersteller von elektrischen Industriesteckverbindungen. Das Familienunternehmen hat nicht nur den in der EU zum Standard erklärten Ladestecker entwickelt, sondern darüber hinaus ein ganzes Ladesystem aufgebaut – vom Kabel über die Steckerkomponenten bis zur Ladestation und -säule. Über den Elektrohandel werden damit der private und halböffentliche Bereich bedient. Letzterer umfasst beispielsweise neben Hotels und Einkaufszentren auch Unternehmen mit größeren Fuhrparks. Sie gelten als einer der wichtigen Katalysatoren, um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen. „Ein wachsendes Angebot an Elektroautos und der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur müssen Hand in Hand gehen“, sagt Christopher Mennekes, geschäftsführender Gesellschafter des Mittelständlers, und ist sich sicher: „Jetzt nimmt das Thema Fahrt auf.“ Zuversichtlich macht ihn die Ankündigung der deutschen Automobilhersteller, bis Ende dieses Jahres 16 neue Elektro- oder Plug-in-Hybridfahrzeuge zu präsentieren. „Damit steigt der Druck, Lademöglichkeiten zu schaffen, auch auf Energieversorger und Netzbetreiber“, glaubt Mennekes. Die Walther-Werke aus dem pfälzischen Eisenberg verfolgen eine vergleichbare Strategie. Das Produktprogramm reicht vom Ladekabel bis zur Trafostation und ist ergänzt um Dienstleistungen wie Konzept, Planung und Qualifizierung der Mitarbeiter des Kunden. Ladestationen betreiben wollen allerdings beide Ausrüster nicht. Laufende Einnahmen aus Nutzungsgebühren oder Provisionen werden daher nicht generiert. Einen anderen Ansatz verfolgt das Start-up Ubitricity. Konventionelle öffentliche Ladestationen sind nach Einschätzung des Gründers Knut Hechtfischer zu teuer. Sein Geschäftsmodell: Elektroautos sollen möglichst überall laden können, wo Strom ohnehin verfügbar ist – etwa an Laternenmasten. Dazu wurde eine Technik entwickelt, die das Prinzip der Mobilfunkkommunikation auf die Energiewirtschaft überträgt. Die Ladestation wird auf eine einfache Ladedose reduziert. Die intelligente Technik steckt im Auto oder im Kabel. „Ladetechnik muss günstig sein, wenn die Zahl der Ladepunkte schnell wachsen soll“, so Hechtfischer. Seiner Berechnung zufolge können durch mobile Stromzähler die Kosten für öffentliche Ladepunkte mit Abrechnung um bis zu 90 Prozent sinken. Seit 2012 laufen Feldtests, Mitte nächsten Jahres soll der Marktstart erfolgen.
Ladesäulen
Mittelstand dominiert
Anders als Tesla sehen es die etablierten Autohersteller nicht als ihre Aufgabe an, ein möglichst dichtes Netz an öffentlich zugänglichen Ladesäulen aufzubauen. Auch die klassischen Autozulieferer erkennen darin offenkundig kein interessantes Betätigungsfeld. Bosch ist aus der Fertigung von Ladesäulen nach kurzem Intermezzo wieder ausgestiegen und konzentriert sich auf die Vernetzung der Ladeinfrastruktur und Abrechnungssysteme.