Mit Disziplin zum Erfolg

Herzogenaurach. Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten in der Auto- und Zulieferindustrie. Die 1941 in Prag geborene Unternehmerin wächst ab dem dritten Lebensjahr in Wien auf. Nach dem Abitur studiert sie in Wien Medizin und begegnet dort 1963 dem 24 Jahre älteren Georg Schaeffler. Ihren Berufswunsch Ärztin gibt sie ihmzuliebe nach dem Physikum auf und zieht nach Herzogenaurach. Die fränkische Kleinstadt wird zu ihrem Lebensmittelpunkt– und das Unternehmen: „Schaeffler ist eine große Familie, wir geben den Mitarbeitern eine Heimat“, hat sie einmal gesagt und damit auch die Tradition desFamilienunternehmens beschworen.

Die Opernliebhaberin besucht an der Seite ihres Mannes von nun an Betriebsversammlungen und wohnt Sitzungen der Geschäftsleitung bei. Ihr Mann habe ihr „schon frühzeitig Verantwortung und die Verpflichtung übertragen, das Unternehmen zu erhalten und in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“.

Nach seinem Tod treten sie, die von ihren Eltern mit strenger Disziplin erzogen wurde, und ihr Sohn Georg als Alleingesellschafter das Erbe an.

Es soll kein leichtes Erbe werden. Vor allem der Einstieg bei Continental im Jahr 2008, unmittelbar vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise, bringt Unternehmen und Unternehmerin in Schwierigkeiten. Zwar gerät sie in den Medien unter Beschuss, doch in Herzogenaurach rücken die Mitarbeiter zu ihrer Verteidigung zusammen.

Auf dem Höhepunkt der Krise ziehen 8000 Menschen durch das Städtchen, um für die „Schaefflerin“, wie sie am Stammsitz genannt wird, zu demonstrieren. Von der industriellen Logik des Einstiegs bei Conti ist sienach wie vor überzeugt. „Wenn man als Unternehmer immer mit dem Schlimmsten rechnet, wagt man am Ende gar nichts mehr“, hat sie einmal gesagt.

Im Herbst 2015 wird Schaeffler an die Börse gebracht. Die Schaeffler-Anteilseignerin wehrt sich zunächst gegen diesen Schritt, weil sie das Vermächtnis ihres 1996 verstorbenen Mannes in seinem Sinne erhalten will. Doch auf ihrem Konzern lastet ein großer Schuldenberg, der durch den Börsengang kleiner wird.

Dass sich der Wälzlagerhersteller aufs Börsenparkett wagt, liegt auch daran, dass Schaeffler-Thumann mit Klaus Rosenfeld einen Manager der Dresdner Bank an Bord holte, der den Zulieferer für Finanzinvestoren öffnet.

Schaeffler-Thumann, die im August 2014 den früheren BDI-Präsidenten Jürgen Thumann heiratet, und ihr Sohn Georg machen Rosenfeld zum Vorstandschef. Dem designierten Nachfolger Klaus Deller stellen sie den Stuhl vor die Tür. Entscheidungsschwäche kann man ihr wahrlich nicht nachsagen.

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