München. Der angekündigte Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde könnte für den deutschen Autohandel das Problem der Nachwuchssuche verschärfen, warnt der Branchenverband ZDK. Junge Menschen könnten darin einen Anreiz sehen, auf eine Ausbildung zu verzichten und sich ohne Lehre anstellen zu lassen, um früher Geld zu verdienen.
Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigen, dass diese Befürchtung berechtigt ist. Denn die Schere, die sich zwischen Ausbildungsvergütung und Gehalt im Job auftut, ist groß. Dies auch deshalb, weil die Azubis des Kfz-Gewerbes im Branchenvergleich nur mittelmäßig verdienen.
Bei einem Automobilkaufmann-Azubi in Westdeutschland etwa waren es zuletzt im Schnitt 670 Euro pro Monat. In den neuen Bundesländern waren es 549 Euro – beides nach Handwerkstarifvertrag. Für Kfz-Mechatroniker sind es 686 beziehungsweise 562 Euro. Gebäudereiniger-Azubis bekommen rund 40 Euro mehr im Monat, Maurer-Azubis im Westen sogar 313 Euro.
Nimmt man zum Vergleich einen Mindestlohnjob mit 36,5 Stunden zu je 8,50 Euro und im Schnitt 22 Arbeitstagen im Monat, kommt man auf 1365 Euro – das Doppelte dessen, was der Azubi im westdeutschen Kfz-Gewerbe einstreicht. Ein finanzieller Anreiz, auf die Lehre zu verzichten, wäre also gegeben. Doch die Entscheidung gegen eine Ausbildung wäre kurzsichtig: Schon unmittelbar nach der Ausbildung verdienen Automobilkaufmann und Kfz-Mechatroniker rund 600 bis 700 Euro mehr als ein Arbeiter mit Mindestlohn.