Sergio Marchionne geht in die Geschichte ein als Retter von Turin und Auburn Hills. Er bewahrte sowohl Fiat als auch Chrysler vor dem Ruin und führte den Konzern zurück in die Erfolgsspur. Der langjährige Fiat-Chrysler-Automobiles-Chef, der Ende Juli unerwartet starb, setzte sich damit ein Denkmal.
Doch einiges ist unerledigt geblieben im Konzern. Das Lastenheft des neuen FCA-Chefs Mike Manley ist dick wie ein Dodge Ram.
Die hohen Absatzziele, die sich Marchionne selbst steckte, hat er nicht erreicht. 2017 verkaufte FCA 4,9 Millionen Einheiten. Der Zampano der Skaleneffekte wollte höhere Zahlen, doch die Modellpalette gab zuletzt nicht mehr her. Manley, Produkt- und Vertriebsprofi durch und durch, hat die Portfoliopflege ganz oben auf die To-do-Liste gesetzt.
Denn die Modellpalette istteils veraltet, vor allem in den USA. Chrysler ist dort so schwach aufgestellt wie seit Jahren nicht mehr. Maserati lahmt weltweit. Alfa Romeo, eine Marke von altem Glanz, hat mit dem Stelvio ein Ausrufezeichen gesetzt. Ein Comeback, wie es Jaguar, Land Rover und auch Volvo in den vergangenen Jahren schafften, blieb hier aber aus.
In China, dem größten Automarkt der Welt, wo sich derzeit jeder Autobauer
gesundstößt, ist FCA in die Verlustzone gerutscht. Der Konzern hat keine Strategie bei alternativen Antrieben, die in China immer wichtiger werden. Ein Rückstand, den FCA vielleicht nie mehr aufholen kann. Manley wird nach einem Partner Ausschau halten müssen, mit dem er Elektroautos oder zumindest Elektromotoren bauen kann.Sergio Marchionne hat Großes geleistet. Doch ihm fehlte die Zeit, alle Mammutaufgaben zu lösen. Dafür hatte er noch im Juni einen Fünfjahresplan vorgelegt. Manley, der neun Jahre an Marchionnes Seite gewirkt hat, ist im Einklang mit der Strategie. Die Kontinuität im Haus wird – trotz des tragischen Verlusts – gewahrt. Manley muss nun umsetzen.