Stell Dir vor, es ist Auto-Messe ohne Volkswagen, aber alle gehen hin. So ähnlich tickt in diesen Tagen die Caravan- und Reisemobilbranche. Denn in diesem besonderen Jahr der Pandemie fehlt die Nummer eins der Branche in Deutschland und Europa, die Hymer Group. Auch andere wichtige Namen wie Volkswagen Nutzfahrzeuge mit dem California, Ford mit dem Nugget und Mercedes mit dem Marco Polo werden auf dem Caravan Salon in Düsseldorf vom 4. bis 13. September nicht dabei sein.
Messe einer boomenden Branche
"Natürlich ist das Fehlen einiger wichtiger Branchenvertreter für eine Messe niemals schön", sagt Michael Degen, Mitglied der Geschäftsleitung der Messe Düsseldorf. "Aber wir sind trotzdem sehr optimistisch. Camping und Caravaning haben in ganz Europa einen phantastischen Sommer hinter sich. Wir sind auf der Ausstellerseite so europäisch wie nie zuvor aufgestellt. Und für die Sicherheit unserer Besucher und Aussteller haben wir ein überzeugendes Hygienekonzept entwickelt."
Bei dessen Umsetzung sieht er keine Probleme: "Wir versuchen, möglichst viele Erfahrungen aus dem Einzelhandel zu übernehmen. Dadurch müssen die Besucher nichts neu lernen." Das sieht auch Werner Vaterl so, operativer Geschäftsführer (COO) bei Deutschlands zweitgrößter Reisemobil- Gruppe Knaus Tabbert. "Ich freue mich besonders auf den diesjährigen Caravan Salon, weil er überhaupt stattfinden kann." Alle notwendigen Rahmenbedingungen für eine sichere Messe seien geschaffen worden, ist Vaterl überzeugt. Deshalb reist er auch guten Gewissens nach Düsseldorf. Mitarbeiter und Kunden hätten nichts zu befürchten.
Messe-Manager Degen rechnet auch ohne die Hymer-Gruppe mit einem Erfolg, selbst wenn ein neuerlicher Besucherrekord allein wegen der Beschränkung auf 20.000 Tagesbesucher nicht möglich ist. Die vergangenen drei Jahre waren für den Caravan Salon laut Degen "absolute Boom-Jahre" mit jährlich 200.000 bis 250.000 Besuchern. Im Krisenjahr 2009 waren immerhin noch 160.000 Menschen nach Düsseldorf geströmt. "Unser größter Vorteil ist, hier werden die Fahrzeuge gekauft und bestellt. Hier wird die Produktion für die nächsten Monate im Winter festgelegt. Darauf kann im Grunde kein Hersteller verzichten."
Der Caravan Salon schaffe so echten Wert für die Aussteller, aber auch für die Besucher. "Wenn wir hier gesellschaftliche Fragen der Mobilität erörtern würden, könnte man sich schon fragen, ob ein Besuch zwingend ist, denn ein Diskurs ist auch virtuell darstellbar. Aber hier in Düsseldorf bekommt derjenige mit konkreter Kaufabsicht einen aktuellen Marktüberblick, der sonst kaum zu schaffen ist. Und dazu gibt es vielfach noch attraktive Messepreise."
Ein Erfolgskonzept des Caravan Salon sieht Degen in der Ausrichtung als eine Verkaufsmesse. Für die Aussteller seien die Besucher wertvolle Impulsgeber und nicht zuletzt potenzielle Leads. Und noch einen Aspekt lässt Degen optimistisch in die Zukunft blicken: "Wir verzeichnen seit einiger Zeit wachsende Anteile jüngerer Besucher und junger Familien. Dieses Interesse haben die vielen coolen Campervans ausgelöst, die die Branche inzwischen anbietet. Darin liegt die Zukunft der ganzen Branche."
Dieser Text stammt aus dem Spezial Caravaning in der aktuellen Ausgabe der Automobilwoche. Bei Interesse klicken Sie hier.
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