Mercedes vor Serieneinsatz

Vernetzung, Infotainment und Fahrerassistenzsysteme lassen die Datenströme innerhalb der Fahrzeuge drastisch ­anwachsen. Damit sind gängige Bussysteme zum Datentransport bald überfordert. Mit bis zu sechs Gigabit pro Sekunde soll der Standard HDBaseT dieses Problem ­lösen. Mercedes-Benz wird ihn ineinem Pkw-Modell einsetzen, ­bestätigte ein Sprecher der Automobilwoche. Details wollte er allerdings nicht nennen.

Mit Ethernet werden im Pkw bislang 100 Megabit pro Sekunde erreicht. „Wir übertragen mit dem gleichen Kabel die 60-fache Datenrate über bis zu 15 Meter“, betont Peter Wagner. Er verantwortet beim Chiphersteller Valens, der HDBaseT einst für professionelle Videotechnik entwickelte, den Aufbau des Automotive-Geschäfts.

Neben der Datenrate nennt Valens auch Latenzzeiten von unter zehn Mikrosekunden als Vorteil. Zudem können parallel Audio-, Video-, Ethernet- und USB-Daten sowie Steuersignale und Energie übertragen werden.

Für Daimler ist das eine „Technik, von der wir glauben, dass sie eine große Rolle spielen wird“. Zum Start wird der Hersteller ­HDBaseT im Infotainment einsetzen. Auch bei Continental sieht man „auf ­jeden Fall Bedarf“für Multi-Gigabit-Lösungen. ­HDBaseT sei „sinnvoll bei Anwendungen mit hohen Datenraten“ im Infotainment und für Video­daten bei Assistenzsyste­men. Ob HDBaseT oder eine andere Technologie sich durch­setzen wird, sei aber noch nicht absehbar.

Dass HDBaseT alle vorhandenen und konkurrierenden Technologien verdrängen wird, erwartet auch Valens nicht. Letztlich geht es bei jeder Anwendung auch um Kosten und die Frage, welche Systemarchitektur gewünscht wird. HDBaseT ermöglicht Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Sollen mehrere Teilnehmer angeschlossen werden, lässt sich das über ­eine Verkettung realisieren, was ein anderer Ansatz als etwa bei Ethernet oder CAN ist. HDBaseT kommt ohne die sogenannten Switches aus, benötigt aber für ­jeden Sender und Empfänger einen Chip, der die Daten ver- und wieder entpackt.