Mein Auto versteht mich!

Ein Blick genügt, schon spielt das Auto die gewünschte Musik oder wählt die gesuchte Telefonnummer. So wird wohl die nächste Entwicklungsstufe der Interaktion von Fahrer und Auto aussehen. Beim US-Anbieter Nuance, der auf den Einsatz künstlicher Intelligenz im Auto spezialisiert ist, wird bereits daran gearbeitet.

Die Nuance-Softwareplattform Dragon Drive soll nicht nur Sprache erkennen, sondern auch Kopf- und Augenbewegungen erfassen. Der Fahrer kann beispielsweise per Sprachbefehl das Telefonbuch auf einen Bereich der Windschutzscheibe projizieren lassen und dann per Blick auswählen, welcher Kontakt angerufen wird. Ein entsprechendes System mit einer smarten Windschutzscheibe des Zulieferers Saint-Gobain Sekurit hat Nuance bereits vorgestellt.

Die Blickerfassung des Fahrers ließe sich auch für andere Interaktionen nutzen. Schaut der Mensch am Lenkrad kurz zur Seite auf ein bestimmtes Gebäude, könnte die intelligente Software den Namen und die Telefonnummer des dortigen Restaurants einblenden. Oder bei einer Sehenswürdigkeit etwas zur Architektur oder Geschichte des Bauwerks sagen.

"Diese Fähigkeit zur multimodalen Interaktion wird in unserem neuen User-Experience-Labor in Saarbrücken derzeit zur Serienreife gebracht und könnte 2020 auf die Straße kommen. Wir sind darüber bereits mit einem Autohersteller im Gespräch", sagt Nils Lenke, Senior Director Innovation Management bei Nuance Automotive. Das Eye-Tracking funktioniere sogar bei Dunkelheit und wenn der Fahrer eine Sonnenbrille trägt, denn "das Kamerasystem basiert auf Infrarottechnologie und arbeitet mit aktiver Beleuchtung."

Im neuen BMW Dreier ist der sogenannte Intelligent Personal Assistant von Nuance verfügbar, für den das Kommandowort frei gewählt werden kann (anders als das vorgegebene "hey Mercedes" in der A-Klasse) und der entsprechend reagiert, wenn der Fahrer sagt "Ich bin gestresst" oder "Ich werde langsam müde."

Mit der zunehmenden Digitalisierung des Fahrzeugs bieten sich jedoch nicht nur neue Möglichkeiten, die zusätzlichen Funktionen zu steuern, es entstehen auch stetig neue Ansätze, wie das Auto mit dem Fahrer in Kontakt treten kann. Jaguar etwa hat in Kooperation mit der Universität Glasgow ein "sensorisches Lenkrad" entwickelt. Bei diesem lassen sich bestimmte Bereiche schnell um bis zu sechs Grad erwärmen und wieder abkühlen, um die Aufmerksamkeit des Fahrers zu erhöhen – etwa vor unübersichtlichen Kreuzungen oder als Unterstützung bei der Routenfindung.

"Das Auto muss Klartext sprechen. Im übertragenen Sinne gedacht, aber auch ganz wörtlich: Jedes relevante System im Fahrzeug muss eine klare, unmissverständliche Botschaft senden", sagt Guido Meier-Arendt, leitender Experte für Mensch-Maschine-Schnittstellen bei Continental. Am besten ließen sich Botschaften übermitteln, wenn sie auf mehreren Kanälen gesendet werden: Wenn etwa das Lenkrad vibriert, müsse dazu sofort die passende Meldung im Display erscheinen oder eine Sprachmeldung ertönen, damit der Fahrer unmittelbar mitbekommt, dass das Auto gerade die Spur verlässt.

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