Renault ist mit seinen beiden Marken Renault und Dacia auf dem wachsenden nordafrikanischen Markt auf Expansionskurs. In Marokko, wo seit 2012 ein großes Dacia-Werk existiert, dominieren beide Marken mit zusammen 42 Prozent den Neuwagenmarkt. Europaweit kam Dacia per Ende Mai auf 266.000 Neuzulassungen, ein Plus von 13 Prozent. Damit sind bereits 30 Prozent aller verkauften Fahrzeuge der Renault-Gruppe in Europa Dacia.
In Tanger fertigen fast 8000 Mitarbeiter den Kleinwagen Sandero, die Kombivans Dokker und Lodgy sowie den Kombi Logan MCV. Mitte Juli lief unter großer medialer Beachtung das einmillionste Auto vom Band. „Wir wollen in diesem Jahr 305.000 bis 310.000 Fahrzeuge in Tanger produzieren“, kündigte jetzt Werksdirektor Jean-François Gal an. Dazu sollen ab Oktober die Produktionszeiten ausgeweitet werden.
Im vergangenen Jahr liefen in Tanger 273.000 Einheiten vom Band. Damit wurden allerdings erst rund 80 Prozent der Kapazitäten genutzt, die bei 340.000 Einheiten liegen. Mit weiteren Ausbaustufen sollen künftig sogar bis zu 400.000 Einheiten jährlich erreicht werden.
Für die marokkanische Wirtschaft ist das Werk in Tanger ein Meilenstein. Die industrielle Ausbildung der Beschäftigten hat für das Land eine kaum zu überschätzende Bedeutung, und der Export hochwertiger Automobile sorgt für Deviseneinnahmen.
Für die Investoren ist Marokko ein zunehmend interessanter Niedriglohnstandort. Der Durchschnittslohn im Dacia-Werk liegt nach Angaben von Personalchef Abdelaziz Mouhajir bei rund 500 Euro im Monat. Die Wochenarbeitszeit liegt bei 44 Stunden, der Jahresurlaub bei 18 Tagen.
„Unser Werk in Tanger hat Marokko einen industriellen Schub verliehen“, sagte dazu der Landeschef der Renault-Gruppe in Marokko, Marc Nassif, im Gespräch mit der Automobilwoche. Als sich Renault 2007 entschied, in dem Königreich ein neues Automobilwerk zu bauen, rollte die Regierung den roten Teppich aus. Unmittelbar neben dem Werksgelände entstand ein eigenes Ausbildungszentrum, in dem seit dem Start 2012 mehr als 7000 junge Leute eine berufliche Ausbildung erhielten. Viele machten in der Dacia-Schule sogar ihr Abitur. Die leitenden Mitarbeiter wurden in europäischen Renault-Werken und im Dacia-Werk in Rumänien auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Auf dieses Potenzial greift eine steigende Zahl von Zulieferern zurück, die inzwischen nicht mehr nur für Renault, sondern auch fürPSA und andere Hersteller produzieren. Erst im Mai eröffnete ein japanischer Fensterlieferant ein neues Werk in Tanger. Landeschef Nassif: „2016 lag unsere Lokalisierungsrate bei 40 Prozent, und wir haben das Ziel, bis 2023 auf eine Rate von 65 Prozent zu kommen.“