Stuttgart. Schwankende Aktienkurse, schwächeres Wachstum: Aus China kamen in den vergangenen Monaten meist negative Nachrichten. Für Daimler-Chefvolkswirt Jürgen W. Müller dennoch kein Grund zur Sorge. Wesentliche Indikatoren wie etwa die Verschuldung, die Währungsreserven oder die Arbeitslosigkeit seien alle im grünen Bereich. Zwar werde sich das Wachstum bis 2020 mit durchschnittlich 6,5 Prozent etwas verlangsamen. Aber: "Diese Größenordnung ist nach wie vor bemerkenswert und dürfte sich weiterhin positiv auf die Entwicklung von Daimler in China auswirken", sagte Müller bei einer Veranstaltung in Stuttgart.
Im Reich der Mitte hat die Marke mit dem Stern einen richtigen Lauf. Mit inzwischen rund 500 Händlern befindet man sich auf Augenhöhe mit Audi und BMW. Beim Absatz holen die Stuttgarter immer mehr auf. Im Jahr 2015 gingen 373.500 Fahrzeuge in Kundenhand über, ein Plus von rund einem Drittel. BMW mit 464.000 Einheiten ist in Schlagdistanz, Audi kommt auf 571.000 Stück. Doch beide wachsen kaum noch.
Als wichtiger Faktor für den Erfolg in China gilt neben den richtigen Modellen auch die Elektrifizierung. Der Absatz von E-Autos und Plug-in-Hybriden hat sich im vergangenen Jahr auf 330.000 verdreifacht. "Bei der Durchsetzung von alternativen Antriebstechniken wird China eine Schlüsselrolle spielen", sagte Daimler-Produktplaner Wilko Andreas Stark. Dies liegt auch daran, dass sich die Umweltvorschriften in Zukunft deutlich verschärfen dürften.
Bisher hat Daimler dafür das Elektroauto Denza ins Rennen geschickt – eine Kooperation mit dem chinesischen Hersteller BYD. Doch auch Mercedes will nachlegen. Wie aus dem Unternehmen zu hören ist, soll das für 2018 geplante Elektro-SUV auf Basis des GLC auch in China gebaut werden. Gleiches gilt für das Brennstoffzellen-Fahrzeug, das ein Jahr früher auf den Markt kommen soll. Stark erweitert wird offenbar auch die Palette an Plug-in-Hybriden. Je nach Vorgaben der Behörden könnten diese dann rein elektrisch bis zu 100 Kilometer weit fahren.