München. Auf der Hauptversammlung stimmten die Anteilseigner für prominente Kontrolleure: Der ehemalige VW- und BMW-Chef Bernd Pischetsrieder, der frühere Bosch-Manager Bernd Bohr und Siemens-Chef Joe Kaeser ziehen als Vertreter der Kapitalseite in das Gremium ein. Sie folgen auf Gerard Kleisterlee, Chef des Vodafone- Aufsichtsrats, Lloyd G. Trotter, ehemals Vize-Chef von General Electric, und Bernhard Walter, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank. Die Auswahl der Kandidaten gab im Vorfeld Anlass zu Diskussionen. Einige Aktionärsvertreter monierten, Kaeser sei mit seinem Amt als Siemens-Chef bereits voll ausgelastet. Die Fondsgesellschaft Union Investment kritisierte, seine Position sei nicht mit einem weiteren Aufsichtsratsmandat vereinbar. Kaeser sitzt bereits im Aufsichtsrat des Versicherers Allianz und dem des niederländischen Halbleiterherstellers NXP Semiconductors. Die Benennung von Pischetsrieder hingegen lobten Aktionäre, weil er automobilen Sachverstand mitbringe. Pischetsrieder war bis 2006 Vorstandschef von VW, von 1993 bis 1999 führte er BMW. „Es ist schon ungewöhnlich, dass jemand zweimal so hart die Seite wechselt“, gibt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler zu bedenken. Pischetsrieder sitzt auch im Aufsichtsrat des Rückversicherers Munich Re, Anfang 2013 stieg er zum Chefaufseher auf. Erfahrung mit Daimler bringt Bernd Bohr mit. Er war zuletzt stellvertretender Bosch-Geschäftsführer und Leiter der größten und renditestärksten Sparte Kfz- Technik. Bohr hatte im Sommer vergangenen Jahres völlig überraschend seinen Ausstieg bei Bosch bekannt gegeben. Auch auf der Seite der Arbeitnehmervertreter – sie stellen die Hälfte der 20 Aufsichtsräte – gibt es Veränderungen. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und frühere Chef des Gesamtbetriebsrats Erich Klemm scheidet Ende April aus. Er beginnt die passive Phase seiner Altersteilzeit. Für ihn soll der neue Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht nachrücken, er muss aber noch vom Aufsichtsrat gewählt werden. Beschlossen wurde auf der Hauptversammlung eine höhere Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder. Sie erhalten nach Ablauf des Geschäftsjahrs künftig 20 Prozent mehr und damit 120.000 Euro. Der Aufsichtsratsvorsitzende bekommt nun 360.000 Euro, sein Stellvertreter 240.000 Euro. Im vergangenen Jahr erhielt der Aufsichtsrat insgesamt drei Millionen Euro.
Pischetsrieder, Bohr und Kaeser ziehen ins Kontrollgremium
Mehr Autokompetenz für den Daimler-Aufsichtsrat
Mehr Aufsichtsräte mit Automobil- und Industriekompetenz hatten die Daimler- Aktionäre gefordert. Ihre Rufe wurden erhört: Gleich drei Experten sitzen nun im Kontrollgremium der Stuttgarter.