Es ist ein ungewöhnlicher Karrieresprung für einen Kunstliebhaber. Volvos Designchef Thomas Ingenlath hat von Vorstandschef Hĺkan Samuelsson den Auftrag erhalten, die bisherige Tuningmarke Polestar zu einem eigenständigen Elektro-Label auszubauen. Als Markenchef wird sein Aufgabenportfolio nun weit mehr umfassen als Fragen der Ästhetik.
Dass ihm ein eleganter Auftritt liegt, zeigt Ingenlath regelmäßig. Der Deutsche tritt bevorzugt in dunklen Hemden ohne Krawatte und mit perfektem Schuhwerk auf. Schuhen widmet er ohnehin eine besondere Aufmerksamkeit: Bei der Vorstellung der Konzeptfahrzeuge zur künftigen 40er-Kompaktbaureihe von Volvo verglich er die branchenübliche Unterscheidung von Baureihen unterschiedlicher Größe mit Paaren schwarzer, eleganter Lederschuhe, die sich nur minimal voneinander unterscheiden. „Jeder sieht, das ist langweilig. Wir bei Volvo machen das jetzt anders.“ Daraufhin zeigte er modisch-elegante Sneaker als Symbol der neuen Baureihe.
Branchenweite Anerkennung genießt Ingenlath wegen seiner modernen Interpretation schwedischen Automobildesigns. Er trug mit der Gestaltung des XC60 und der 90er-Baureihe zum Wiederaufstieg von Volvo und zum Eintritt in die Premiumliga bei.Nun traut Samuelsson dem Krefelder die Leitung einer Marke zu, weil Ingenlath das Auto in all seinen Dimensionen sieht. Natürlich müsse ein Volvo skandinavisch auftreten, sagte er einmal in einem Interview. Es sei aber elementar wichtig für Volvo, auch Designzentren in Kalifornien und Schanghai zu betreiben. „Man muss einen Auftritt haben, der universeller ist als ein ausschließlich skandinavisches Erscheinungsbild.“
Der im Jahr 1966 geborene Ingenlath kam 2012 zu Volvo, zuvor hatte er sechs Jahre lang das Volkswagen-Designcenter in Potsdam geleitet. Davor verbrachte er seine berufliche Karriere in der VW-Gruppe, als Designchef bei Škoda (2000 bis 2006), als Chef des Exterieur-Designs bei Volkswagen (1995 bis 2000) und als Außendesigner bei Audi (1991 bis 1994).
Sein Handwerk gelernt hat Ingenlath an der renommierten Pforzheimer Fachhochschule für Gestaltung und am Royal College of Art in London.