Marktanteile und Fahrzeugbestand schrumpfen dramatisch

Ulrich Winzen

Opel braucht einen Neustart - das zeigt eine Analyse der Marktanteile.

Dienstag, 14. November 2017, 10.45 Uhr

Das Jahr 2017 verläuft für Opel bislang alles andere als erfolgreich: In den ersten neun Monaten büßte die neue PSA-Marke in fast allen wichtigen Ländern Europas Marktanteile ein. Lediglich in Frankreich legte Opel leicht zu, allerdings stehen die Rüsselsheimer hier nur auf Platz neun des Herstellerrankings.

Besonders hart traf es die Tochter Vauxhall in Großbritannien. Dort ging die Nachfrage um mehr als 20 Prozent zurück, der Marktanteil fiel von 9,4 Prozent auf unter acht Prozent. Insgesamt sank Opels Marktanteil im Jahresverlauf in Westeuropa von 6,7 Prozent auf 6,2 Prozent.

Ganz anders das Bild vor 20 Jahren: Damals war Opel in Westeuropa Nummer eins und in Deutschland mit 15,6 Prozent Marktanteil klar Zweiter hinter VW. Ford lag mit elf Prozent auf Rang drei, Mercedes, Audi und BMW waren weit abgeschlagen. Heute haben die drei Premiummarken Opel weit überholt. Keine der Top-20-Marken in Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren so stark Marktanteil verloren wie Opel.

Das hat auch Auswirkungen auf den Bestand von Opel-Fahrzeugen – und somit aufs Geschäft der Opel-Werkstätten. Im Gegensatz zum Gesamtbestand, der seit 2008 um elf Prozent gewachsen ist, nahm die Zahl der in Betrieb befindlichen Opel-Pkw um fast 16 Prozent ab.

Erfolgreichste Opel-Modelle sind in Deutschland Adam, Karl und Corsa in den unteren Segmenten Minis und Kleinwagen mit jeweils über zehn Prozent Segmentanteil. Meistverkauftes Modell ist der Astra. Allerdings wird das Kompaktmodell nur zu 16 Prozent von privaten Käufern erworben. Der Segmentdurchschnitt liegt bei knapp 34 Prozent. Noch eklatanter ist die Situation beim Corsa. Während das Kleinwagensegment auf einen Privatkundenanteil von 42,7 Prozent kommt, sind es beim Corsa nur etwas mehr als 13 Prozent.

Über alle Modelle hinweg hat Opel einen Privatkundenanteil von unter 21 Prozent – deutlich weniger als die 35 Prozent des Gesamtmarkts. Auf das Flottengeschäft entfallen nur 17 Prozent der Opel-Zulassungen, aber 24 Prozent des Gesamtmarkts. Dagegen werden fast 31 Prozent aller Opel zuerst von Händlern zugelassen. Hier liegt der Schnitt in Deutschland bei 20 Prozent.

Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Opel weiter in den roten Zahlen steckt. Zusätzliches Problem: Das Brexit-Votum, verbunden mit steigenden Kosten und stark sinkender Nachfrage auf dem für Opel zweitwichtigsten Markt Großbritannien, wirkt wie ein Mühlstein. Von der Modellseite sind keine kurzfristigen Effekte zu erwarten. Zwar wächst das Angebot im boomenden SUV-Segment mit Crossland X und Grandland X um zwei Modelle, aber dafür wird der Meriva bei den Minivans fehlen. Zudem kommt mit dem T-Roc von VW starke SUV-Konkurrenz.

Doch es gibt auch positive Aspekte: Durch die Zusammenarbeit mit PSA können gemeinsame Projekte profitabler gestaltet und Synergien genutzt werden. Mittelfristig ist es wichtig, Opel wieder eine stärkere Identität zu geben. Dazu gehört eine eindeutige Abgrenzung zu den Schwestermarken und ein Technologietransfer alternativer Antriebsarten, die dann auch verfügbar sind. Sonst werden die CO2-Ziele 2021 nicht erreicht. Müsste Opel aber CO2-Strafen zahlen, rückten die schwarzen Zahlen noch weiter in die Ferne.

„Die Zukunft gehört allen“ lautet Opels neuer Werbespruch. Damit dies auch auf Opel zutrifft, müssen die Chancen, die sich durch den neuen Eigner PSA bieten, konsequent genutzt werden.

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Im Datencenter:

Wie es um Opel in Europa steht: Neuzulassungen und Marktanteile bis Oktober 2017 in D, GB, I, F, ES