Lyft wächst schnell

Den amerikanischen Mobilitätsdienstleister Lyft als bloßen Fahrdienstvermittler zu beschreiben, würde dem jungen Unternehmen nicht gerecht. Denn Lyft will gleich zwei seit Langem etablierte Branchen ablösen: Das klassische Taxigewerbe und die Autohersteller. Und das Ganze noch schneller und erfolgreicher als Uber, der schärfste Rivale.

Lyft-Chef Logan Green will nicht nur ein gerade mal sieben Jahre altes Start-up in die Gewinnzone fahren, er will den Verkehr komplett verändern: „Stellen Sie sich eine Minute lang vor, wie unsere Welt aussehen würde, wenn es uns gelänge, die allermeisten Autos von der Straße zu nehmen. Es wäre eine Welt mit weniger Verkehr, weniger Verschmutzung, weniger Parkplätzen.“ Der Traum eines jeden Stadtplaners. Der Alptraum aller Auto-Bosse.

Im ersten Schritt bietet Lyft Sammelfahrten an, neudeutsch: Ride hailing. Das Taxi steuert ein Fahrer. Noch. Denn der Fahrer ist im Taxigewerbe der größte Kostenblock. An diesem Hebel will Lyft ansetzen und den Menschen durch den Rechner ersetzen. Autonome Roboterautos sollen die Kosten senken. Deshalb arbeitet Lyft eng mit dem zu Google gehörenden Robo-Auto-Entwickler Waymo und mit General Motors zusammen. Zu dritt wollen sie die Geschäftsmodelle der Zukunft im Bereich Mobilität mitgestalten.

Gegründet wurde Lyft im Jahr 2012, noch unter dem Namen Zimride. Mittlerweile hat Lyft nach eigenen Angaben mehr als 20,5 Millionen regelmäßige Kunden und mehr als zwei Millionen Fahrern, deren Status als Selbständige ist allerdings vor allem in der EU stark umstritten.

Der Börsenstart von Lyft im März war –ebenso wie die Erstnotierung von Uber im Mai – eine Enttäuschung. Angesichts der hohen Schulden zweifeln viele Investoren, ob Lyft je profitabel sein wird. Wertvollster Teil von Lyft könnten die weltweit skalierbaren Mobiltätsplattformen mit Millionen Nutzern werden, über die sich nahezu unbegrenzt unzählige Varianten individueller Mobilität verkaufen lassen.

Dieser Text ist Teil der Serie 100 Digital Leaders Automotive:

Hier stellt die Redaktion der Automobilwoche mit Unterstützung der Unternehmensberatung PwC insgesamt 100 Top-Unternehmen vor, die bei der Digitalisierung der Automobilbranche eine führende Rolle spielen.

Dieser Artikel ist Teil der vierten Folge, in der Unternehmen präsentiert werden, die bei neuen Mobilitätsdiensten die Nase vorn haben.

Zur Gesamtübersicht aller 100 Unternehmen (wird fortlaufend ergänzt):

Automobilwoche.de/100digitalleaders