Man trägt wieder Krawatte. Zumindest im größten Automarkt der Welt. Nur Daimler-Chef Dieter Zetsche blieb auf der Auto China in Peking seinem lockeren „Convention Look“ treu. Doch womöglich orientiert er sich bald an seinem neuen Aktionär, Geely-Chef Li Shufu, der bei der Volvo-Pressekonferenz mit gewohnt großer chinesischer Bescheidenheit, auch ob der lobenden Worte von Volvo-Chef Hĺkan Samuelsson, mit einem einfachen Windsorknoten auf die Bühne kam. In China ist halt vieles anders. Lächelnde Messegirls und Lichtshows mit beeindruckender Akrobatik zu wummernden Technobässen. Beim Stern präsentierte man sogar die Quadratur des Kreises, indem man einer kompakten Mercedes A-Klasse den längeren Radstand verpasste.
Hierzulande hören wir immer öfter, dass die klassische Automesse im digitalen Zeitalter Schnee von gestern wäre. Vom Gegenteil kann man sich in China überzeugen. Aber am besten mit Rückenprotektor und Ellbogenschonern, um sich gegen die Massen von Menschen zu schützen, die sich durch die Messegänge schieben. Sie alle haben Lust auf Auto. Mobility-Themen spielen beim chinesischen Konsumenten eine Nebenrolle. Denn Connected setzt man in China voraus. Autonom und elektrisch regelt sowieso die Regierung, obgleich in Pekings Straßen EVs kaum zu sehen sind, und an Shared haben Maos massentransporterfahrene Töchter und Söhne wohl nicht das große Interesse. (Lesen Sie dazu: Diese Autobauer haben bei der E-Mobilität die Nase vorn)
Junge Chinesen wollen das, was man auch im Westen in den Wirtschaftswunderjahren wollte: Mobilität auf den eigenen vier Rädern. Kein Wunder also, dass so viele chinesische Internetmilliardäre ihr Geld inneue Autofirmen stecken, gleich ob bei Byton, Nio oder Xpeng. Denn nicht nur die Nachfrage nach westlichen Marken wird weiter steigen, sondern auch die nach den immer besser und innovativer werdenden chinesischen Autos. Beim Produkt gehören Plagiate wohl eher zur Vergangenheit. Nicht aber bei prägnanten Begriffen, wie ein chinesisches Elektro-Start-up beweist. Es hat sich gleich den Inbegriff deutschen Premiums gesichert: Weltmeister.
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