Leipzig am Limit

Michael Gerster

Das Porsche-Werk in Leipzig bekommt mit dem Panamera ein neues Modell. Die Plattform erlaubt eine Produktion auch für andere Konzernmarken.

Freitag, 8. Juli 2016, 20.40 Uhr

Leipzig. Porsche will von der neuen Generation des Panamera im ersten vollen Jahr 2017 bis zu 30.000 Stück produzieren. "Das ist unser Ziel, wenn der Kunde mehr will, schaffen wir auch mehr", sagte Siegfried Bülow, Chef der Porsche Leipzig GmbH, der Automobilwoche. Die erste Generation des Viertürers, die von 2009 bis 2016 produziert wurde, verkaufte sich rund 150.000 Mal. Im Spitzenjahr 2011 gingen rund 28.000 Exemplare in Kundenhand über, zuletzt waren es 2015 noch 17.000.

Der neue Panamera, der von November an bei den Händlern steht, wird erstmals komplett in Leipzig gefertigt. Zuvor war das Modell in Hannover hergestellt und zur Vor- und Endmontage nach Leipzig gebracht worden. Für Karrosseriebau und Lackiererei hat Porsche in Leipzig rund eine halbe Milliarde Euro investiert.

Der Porsche Panamera wird erstmals auf der neuen Plattform MSB gefertigt. In Leipzig sollen auf dieser Basis sechs Karosserie-Varianten entstehen. Dazu zählen der Panamera, der Panamera in der Langversion sowie ein Kombi namens Sport Turismo, der spätestens nächstes Jahr folgen soll.

Über 90.000 Macan

Zudem übernimmt Porsche aus dem Volkswagenwerk Zwickau auch den Karrosseriebau und die Lackierung des Bentley Continental mit Viertürer, Coupé und Cabrio. In Zwickau soll von 2017 an der Geländewagen Bentley Bentayga produziert werden. „Theoretisch ist die Plattform auch offen für weitere Modelle“, sagte Bülow, auch wenn gegenwärtig keine Entscheidung darüber anstehe.

Das Werk in Leipzig ist trotzdem am absoluten Limit angelangt. "Wir können mit 16 Schichten pro Woche rund 150.000 Autos im Jahr produzieren", sagte Bülow. Allein vom Verkaufsschlager Macan sind in diesem Jahr über 90.000 Einheiten geplant. Der Macan ist das meistverkaufte Modell von Porsche. Bisher erfolgt in Leipzig auch die Endmontage eines Teils der Cayenne-Modelle, die aus dem Werk Bratislava kommen. Der Überlauf geht nach Osnabrück.

Mehr als 4000 Mitarbeiter

Spätestens vom Jahr 2018 an soll der Cayenne dann komplett in der Slowakei gefertigt werden. Dort laufen etwa auch der Audi Q7 und der VW Touareg vom Band. Erst dann sei mit einer gewissen Entlastung zu rechnen. Das Porsche-Werk in Leipzig, das im Jahr 2002 eröffnet wurde, wird in diesem Herbst erstmals mehr als 4000 Mitarbeiter beschäftigen. Allein für den Panamera wurden in Leipzig 600 neue Stellen geschaffen.

Nach vielen Jahren des rasanten Wachstums soll sich nun eine Phase der Konsolidierung anschließen. Zwar sind in Leipzig nahe des Flughafens noch große Flächen für eine mögliche Erweiterung vorhanden. Doch Bülow rechnet vorerst nicht mit weiteren Investitionen. Das Unternehmen müsse sich jetzt auf das Projekt Mission E konzentrieren. Der erste vollelektrische Sportwagen wird wie die Zweitürer in Zuffenhausen gebaut und soll bis Ende des Jahrzehnts auf den Markt kommen. Der 64-jährige Standortleiter Bülow wird wohl auch seinen Herzenswunsch nicht erfüllt bekommen. "Ich hätte gerne noch ein eigenes Presswerk gehabt", sagte er der Automobilwoche. Bisher kommen die Teile für den Karrosseriebau von diversen Zulieferern. "Nächstes Jahr gehe ich in Rente, da ist es dann zu spät."