Was kümmert einen Reifenhersteller die Kältemittel-Diskussion? Was muss ein Autohändler schon über die One-Piece-Flow-Produktion und ein Zulieferer über qualitative Margensysteme wissen? Es gibt viele Veränderungen in der Autobranche, die nur einen Teil der Wertschöpfungskette betreffen. Was aber auf der jüngsten Automobilwoche Konferenz "Das neue Automobil“ diskutiert wurde, das geht in der Autobranche alle an: die Vernetzung des Automobils und die Sammlung und Verarbeitung von Kunden- und Benutzerdaten. Dieses Thema wird das Gesicht der Branche verändern, da waren sich alle Redner und Teilnehmer der Konferenz einig.
Auf Entwickler, Zulieferer, Autohersteller, Händler und Dienstleister kommen weitreichende Veränderungen zu. Denn künftig stehen der Kunde und sein Fahrzeug in ständigem Kontakt mit dem Internet. Wenn der Kunde das will, wissen sein Hersteller, sein Händler und seine Versicherung, wie er sein Auto bewegt und was der Wagen braucht: einen Ölwechsel, neue Reifen oder – im Falle eines Unfalls – eine größere Reparatur. Was der Kunde davon hat: perfekten Service zum Beispiel, der bereits erfolgt, bevor ein Schaden am Auto entsteht und es richtig teuer wird. Oder eine preiswerte Versicherung, die berücksichtigt, dass er selten an Unfallschwerpunkten oder zu riskanten Tages- und Nachtzeiten unterwegs ist. Oder der Kunde bekommt einen Antrieb ins Auto, der wirklich zu seinen Nutzungsgewohnheiten passt.
Wen diese Datensammelwut weniger an Big Data als vielmehr an Big Brother erinnert, der liegt gar nicht so falsch. George Orwells "Großer Bruder“ könnte neidisch werden ob der vielen Informationen, die künftig über den einzelnen Menschen – und Autofahrer – zu Verfügung stehen. Doch will der Big Brother des Jahres 2013, anders als der von 1984, wirklich nur unser Bestes: unser Geld. Ironie beiseite. Die Blackbox im Auto und die darin gesammelten Daten gehören – auch da waren sich alle Redner und Teilnehmer der Konferenz einig – dem Kunden. Und nur er entscheidet, wem er diese Daten zu welchen Bedingungen gibt. Autohersteller, Händler, Werkstätten und Versicherer müssen sich also attraktive Produkte ausdenken, wollen sie an die Daten kommen. Attraktiv für den Kunden, wohlgemerkt.