Der Druck, der auf den Zulieferern lastet, ist riesig. Die Industrie erwartet die Entwicklung alternativer Antriebe, die Erschließung neuer Geschäftsmodelle und eine adäquate Antwort auf die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley. „Das stabile Ökosystem zwischen Herstellern und Zulieferern sowie zwischen den verschiedenen Zulieferergruppen verändert sich radikal. Jeder muss seinen neuen Platz finden – oder geht im neuen Gefüge unter“, sagt Philipp Kinzler von der Unternehmensberatung Goetzpartners.
Wie fragil dieses Ökosystem ist, hat Goetzpartners in der „Supplier Readiness Assessment“-Studie analysiert, die der Automobilwoche exklusiv vorliegt. Dabei hat die Beratung die 60 größten Automobilzulieferer in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht. Gut aufgestellt sind der Studie zufolge vor allem große Player oberhalb von 4,5 Milliarden Euro Umsatz wie ZF, Bosch oder Continental.
Die kleinen Zulieferer mit 750 Millionen Euro Umsatz und weniger, aber auch die mittelgroßen, die einen Umsatz zwischen 750 Millionen und 4,5 Milliarden Euro machen, stehen laut Goetzpartners zum Teil vor sehr großen Herausforderungen.
Als Beispiel führen die Berater IHI Charging Systems International an, einen Hersteller von Turboladern. Das Produktportfolio mit Turboladern für Verbrennungsmotoren ist begrenzt, entsprechend schwer sind Rückgänge oder Einbrüche auszugleichen.
Hinzu kommt, dass der Zulieferer aktuell kein Produkt im Angebot hat, das mittelfristig den Wegfall der Turbolader kompensieren könnte. Gleichzeitig lässt die geringe Profitabilität wenig Spielraum für große Experimente. „Also muss ein Masterplan für eine Neuerfindung des Unternehmens her, solange das Geschäft noch wenige Jahre wächst“, sagt Kinzler.
Der Zulieferer könnte neue Turbolader-Kundengruppen in den Bereichen Lkw, Baumaschinen oder Großmotoren erschließen. „Das wiederum schafft Spielraum für die Umsetzung einer alternativen Langfriststrategie, die vom Verbrennungsmotor relativ unabhängig sein muss“, so Kinzler.
Webasto hingegen ist laut Goetzpartners eine von wenigen Firmen unterhalb der Schwelle von 4,5 Milliarden Euro Jahresumsatz, die die Weichen richtig gestellt hat. Der Hersteller von Dachsystemen und Standheizungen hat Kompetenzen ausgebaut und setzt auf die Entwicklung von Batteriesystemen und Ladelösungen. Zudem, so die Analyse, konnte Webasto seine finanzielle Performance trotz sukzessiven Umbruchs hochhalten.
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