Gegenlicht, Nebel, Regen, Schnee: Um das automatisierte Fahren möglichst sicher zu machen, müssen die Systeme in allen Situationen ein exaktes Abbild der Umwelt liefern. Nur das ermöglicht korrekte Entscheidungen. Bisher kommen dabei hauptsächlich Radarsensoren, Kameras und Laserscanner zum Einsatz, die jedoch vor allem bei schwierigen Wetterbedingungen an ihre Grenzen stoßen.
Eine wichtige Ergänzung könnten Wärmebildkameras sein, an denen das israelische Start-up AdaSky seit 2015 arbeitet. "Es ist keine Frage, ob die Ferninfrarot-Technologie (FIR) einen Unterschied für die Autoindustrie macht, sondern nur, wann", sagt AdaSky-Chef und -Gründer Yakov Shaharabani. "Wir sind inmitten einer technologischen Revolution, und AdaSky führt das Feld an, um hochauflösende Wärmebildkameras zu einem massentauglichen Preis anzubieten."
Das AdaSky-System Viper kann zwar keine Farben auf einer Ampel unterscheiden, dafür aber in einer Entfernung bis zu einigen Hundert Metern verschiedene Objekte wie Tiere, Personen, Pkw oder Lkw. Es erfasst dabei Temperaturunterschiede von bis zu 0,05 Grad. Der große Vorteil: Die Infrarot-Technologie liefert unabhängig von den äußeren Umständen klare Bilder der Verkehrssituation. So lassen sich die Informationen eines FIR-Systems als weitere Ebene über die 3-D-Erfassung durch Lidar und optische Kameras legen.
Man habe bereits mehr als zwölf Projekte mit Autoherstellern laufen, heißt es bei AdaSky, wo inzwischen 50 Beschäftigte arbeiten. Mit dem Zulieferer Magneti Marelli kooperiert das Unternehmen, um die Technologie in intelligente Lichtsysteme zu integrieren.
Zwar gibt es mit FLIR oder Seek Thermal aus den USA weitere Spezialisten für Wärmebildkameras. Doch AdaSky nimmt für sich in Anspruch, die besseren Bilder zu liefern und bei den Kosten niedriger zu liegen. Außerdem sei AdaSky als einziger Anbieter auf den Automobilmarkt und das autonome Fahren fokussiert.
Um die Überlegenheit der Technologie zu demonstrieren, hat ein Wettbewerber den Unfall des autonomen Uber-Fahrzeugs in Arizona nachgestellt. Die getötete Frau hatte bei Dunkelheit ein Fahrrad über die Straße geschoben. Die Systeme des autonomen Volvo XC90 hatten die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt. Fazit der Untersuchung: Eine Wärmebildaufnahme hätte die Fußgängerin 85 Meter früher erkannt. Der Crash wäre wohl vermieden worden.
ÜBRIGENS: Mehr über die Start-up-Session auf dem Automobilwoche Kongress am 6./7.11 in Berlin und das Programm finden Sie hier
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